Für Romantiker sind Leuchtfeuer Wahrzeichen der Küste, für nüchternere Gemüter Verkehrszeichen. An der Elbe wurden sie durch Dampfer nötig.

Für Nautiker sind Leuchttürme technische Bauwerke, die ihnen die Navigation erleichtern; für Spaziergänger gehören sie zur Küstenromantik. Doch es gibt auch Menschen, die über Leuchttürme streiten - ganz gleich, ob sie gebaut oder abgerissen werden sollen. So zog vor 30 Jahre ein Blankeneser vor Gericht, weil das geplante Unterfeuer am Elbstrand ihm den Blick auf den Fluss verschandelte. Jetzt, wo derselbe Leuchtturm abgerissen werden soll, weil sich das Fahrwasser verändert hat, regt sich wieder Widerstand - gegen den Abriss.

Aber sind Leuchttürme in Zeiten von Radar und Satellitennavigation für die Schifffahrt überhaupt noch notwendig? Nautiker bejahen diese Frage uneingeschränkt. Denn Richtfeuer, wie die Türme an der Elbe, markieren die Mitte des Fahrwassers. Und ein Blick von der Kommandobrücke auf die Lichter am Ufer zeigt sofort, ob der Kurs stimmt, Die Anzeige auf dem Bildschirm, der Radarsignale, Identifikationssystem und elektronische Seekarte zusammenfasst, muss dagegen erst interpretiert werden.

Notwendig wurden Leuchttürme an der Elbe erst zum Ende des vorvergangenen Jahrhunderts, als immer mehr Dampfer den Hamburger Hafen ansteuerten. Denn sie fuhren auch nachts, die Kapitäne von Segelschiffen hatten das vermieden.

Typisch für die Elbe ist die Kombination von kleinen Türmen, den sogenannten Unterfeuern, mit einem Wohnhaus für die Leuchtturmwärter daneben und dem gitterförmigen Oberfeuer. Sind die Lichter beider Türme übereinander zu sehen, dann ist man in der Mitte des Fahrwassers.

+++ Leuchttürme in Deutschland +++

Die Gitterkonstruktion wählten die Ingenieure der damaligen Zeit, weil sie leichter waren als gemauerte Bauwerke und damit auch auf Marschböden sicher standen. Zudem konnten die Einzelteile der gleichförmigen Türme in Serie gefertigt werden. Das sparte Geld.

Ein weiterer Vorteil der Leichtgewichtsleuchttürme: Wenn sich das Fahrwasser der Elbe verschob, brauchte man nur ein neues Fundament zu mauern und konnte die Gitterkonstruktion an den neuen Standort schieben.

Das Unterfeuer Wittenbergen hat einen solchen Umzug sogar zweimal erlebt. Da es an einen neuen Standort gerückt worden war, nannten die Jugendlichen der damaligen Zeit es das "verrückte Leuchtfeuer".

Zu Legenden wurden einige der damals noch notwendigen Leuchtturmwärter. Da gab es am Unterfeuer Neufeld den Johann Piklaps, der seinen Dienst erst beendete, als er schon 89 Jahre alt war.

Und am Oberfeuer Groden versah Anna Miethbauer nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1927 weiterhin den Dienst, bis die selbst 74 Jahre alt war. Der lange schlanke Turm wurde entlang der Küste "schlanke Anna" genannt. Ein Name, der irgendwann auch auf die Wärterin überging. Kein Wunder: Täglich musste sie die 171 Stufen der engen Wendeltreppe bewältigen, um die Lampe zu erreichen.