Am Freitag taufte die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd ihren neuen Riesenfrachter “Hamburg Express“. Ein Blick in die Historie.

Hamburg. Der Generaldirektor war unzufrieden. In einem Brief maulte er: "Die Kammern sind viel zu klein. Ebenso ist die Zahl der Badezimmer bei besetztem Schiff unzureichend." Albert Ballin war nicht gerade begeistert von seinem neuen Schiff. Der damalige Hapag-Chef hätte es ganz anders ausgestattet, weshalb er nach der ersten Inaugenscheinnahme seines 1899 vom Stapel gelaufenen Zweischornsteiners keinen rechten Gefallen an dem Dampfer fand. Dabei trug das Passagierschiff, das im Reichspostdienst nach Ostasien fahren sollte, als erstes Schiff der Hapag-Flotte diesen klang- und verheißungsvollen Namen: "Hamburg".

Seit dem gestrigen Freitag führt nun schon das neunte Schiff in der Geschichte der weltweit fünftgrößten Linienreederei Hapag-Lloyd den Namen Hamburg. Die "Hamburg Express" ist das erste von zehn Schiffen, das für die Hamburger den Einstieg in eine neue Größenklasse bedeutet. 13 200 Container fasst der neue, 366 Meter lange, 48 Meter breite Meereskoloss. Knapp 5000 mehr als die alte, 2001 in Dienst gestellte "Hamburg Express". Doch weil nur ein Schiff der deutschen Reederei "Hamburg Express" heißen kann, musste das alte Containerschiff jüngst umbenannt werden. Es verkehrt nun unter dem Namen "Dahlia Express".

+++ 100 Millionen Euro teuer +++

Laut Schiffsdatenbank vesseltracker.com gibt es den Bootsnamen "Hamburg" aktuell 47-mal. Das reicht von der "City of Hamburg" (Frachtschiff) über die "Vermoegen Hamburg" (Segelschiff) bis zur "Lotte Hamburg" (Sportboot). Der Stadtname am Bug ist beliebter als der von Weltstädten wie Paris oder New York. Und nicht nur bei Hapag-Lloyd hat es Tradition, Schiffe auf den Namen "Hamburg" zu taufen.

Gleich drei Kriegsschiffe trugen ebenfalls die Hansestadt an Back- und Steuerbord. Dabei dürfte die Radkorvette "Hamburg" im Schleswig-Holsteinischen Krieg (1848-1851) die erste gewesen sein, bevor ein kleiner Kreuzer der Kaiserlichen Marine ebenfalls auf den Namen "Hamburg" getauft wurde. Die dritte "Hamburg" war dann der erste Kriegsschiffneubau nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Typklassenschiff der Hamburg-Klasse versah der Zerstörer zwischen 1964 und 1994 seinen Dienst, musste aber nur einmal, im Balkan-Krieg, aktiv an einem militärischen Einsatz teilnehmen. Erst 2002 erhielt eine Fregatte der Sachsen-Klasse wieder den Traditionsnamen der Hafenstadt.

Für Hapag-Lloyd bedeutet die neuerliche Taufe indes mehr als nur weiße Buchstaben auf Metall: "Dass wir den ersten von zehn Neubauten ,Hamburg Express' nennen, ist ein Zeichen unserer großen Verbundenheit mit Hamburg", sagte Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt. Wie alle anderen 39 eigenen Hapag-Lloyd-Schiffe (insgesamt werden 140, darunter auch gecharterte, betrieben) wird es unter deutscher Flagge in See stechen und regelmäßig zwischen Europa und Asien pendeln - Rotterdam, Yantian, Ningbo und Shanghai.

Vornehmlich an die amerikanische Ostküste ging es dagegen damals für die zweite von Hapag in Dienst gestellte "Hamburg". 1926 führte die Jungfernfahrt des Turbinenschiffs nach New York, 1945 sank sie nach zwei Minentreffern vor Sassnitz. Später wurde sie von den Russen gehoben und zum Walfangmutterschiff umgerüstet, bevor sie 1977 endgültig abgewrackt wurde. Das dritte Schiff namens "Hamburg" stach 1950 erstmals in See, wurde aber schon drei Jahre später in "Coburg" umbenannt, weil Hapag ein neues, gut 9000 Bruttoregistertonnen-Kombischiff (87 Passagiere und Fracht) in Betrieb nahm. Die darauf folgende "Hamburg" war die letzte mit dem puren Stadtnamen als Schriftzug. Sie wurde 1967 getauft, nach Westindien gefahren und elf Jahre später verkauft.

1972 begann dann bei Hapag-Lloyd die Geschichte der "Hamburg Express". Bei Blohm + Voss gebaut, läutete das 287 Meter lange Containerschiff schon damals eine neue Größenordnung ein. Gut 3000 Container waren in dieser Zeit stilprägend. 1975 rettete die Besatzung der ersten "Hamburg Express" sogar drei Kinder, drei Männer und eine Frau von der "Iraja", die auf der Nordsee in Not geriet. Doch selbst dies bewahrte das Schiff nicht vor der Umwidmung. Im März 1993 wurde der Containerriese auf den Namen "Bremen Express" getauft. Zwei weitere "Hamburg Express" von 1994 bis 2001 folgten, bevor nun also der vierte Containerfrachter auf diesen Namen getauft wurde.

Die erste "Hamburg" übrigens, jener Reichspostdampfer, der Albert Ballin zunächst nicht gefiel, wurde zum Lieblingsschiff des Kaisers. Wilhelm II. fuhr mit der "Hamburg" gern ins Mittelmeer oder nach Norwegen. Für diesen Zweck erhielt die erste "Hamburg" immer einen weißen Anstrich und die Kaiserstandarte als Erkennungszeichen. Der Name "Hamburg" ist also einer gewissen Tradition verpflichtet.