Die Lieblingsaktion kam sehr gut an - bei den Lesern und auch bei Ties Rabe

Hamburg. Normalerweise führt Ties Rabe, 51, Interviews in Büros, in Konferenzräumen oder im Rathaus - eben an Orten, an denen er festen Boden unter den Füßen hat. Bei der Abendblatt-Lieblingsaktion "Frag den Senator" war es anders: Auf der Barkasse "Hamburger Deern" hat sich Rabe zwei Stunden lang den kritischen Fragen von 15 Abendblatt-Lesern und deren Begleitung zu den Themen Schule und Bildung gestellt.

Der Schulsenator fühlte sich sichtlich wohl in der ungewohnten Gesprächsatmosphäre. "Ich bin ein großer Hafenfan - und wenn's geht, bin ich alle drei Wochen hier, um spazieren zu gehen und Schiffe anzugucken", sagte Rabe zu Beginn der Diskussionsrunde, die von den Abendblatt-Redakteuren Vanessa Seifert und Peter Ulrich Meyer, Chef des Ressorts Landespolitik, moderiert wurde. Zuvor gab es für die Gäste an Bord der Barkasse eine kleine Hafenrundfahrt - und Fischbrötchen. Bei Sonnenschein und leichtem Seegang ging es, nachdem Schulsenator Rabe am Anleger Fischmarkt zugestiegen war, in Richtung Blankenese elbabwärts. Möglicherweise beflügelte die entspannte Atmosphäre an Bord den Senator, die eine oder andere Anekdote aus seiner Familie zu erzählen oder etwas aus seinem Privatleben auszuplaudern, wenn es zu den Fragen der Leser passte.

Auf die Frage, ob er schon immer Schulsenator werden wollte, antwortete der Deutsch- und Geschichtslehrer: "Als ich als Abgeordneter in der Bürgerschaft war, musste ich Lehrer und Politiker in Teilzeit sein. Das ist ein Spagat und eine ziemliche Anstrengung, sodass eigentlich klar war: Irgendwann muss man eines richtig machen."

Auf fachbezogene Fragen reagierte Ties Rabe meist gelassen, antwortete ausführlich - für einige der Leser sogar zu detailliert. "Der Senator hätte schon ein wenig präziser antworten können", sagte Wolf Achim Wiegand, Mitglied der Hamburger Elternkammer. "Ich habe Herrn Rabe in seiner Laufbahn schon lange beobachtet, auch als Oppositionspolitiker. Es ist interessant, wie anders er jetzt spricht, da er Teil der Regierung ist." Wiegands Frage zu Fehlzeiten an den Hamburger Schulen habe der Senator jedoch zufriedenstellend beantwortet. "Dennoch werde ich weiterbohren, wenn es Probleme gibt", so Wiegand, "und die Informationen von diesem Nachmittag in meine Arbeit einfließen lassen."

Während Motorboote an der Barkasse vorbeizogen, das Werksgelände von Airbus passiert wurde und die eleganten Villen am Süllberg in Sichtweite kamen, wurde heiß über Themen wie Inklusion, über den Umgang mit Hochbegabten oder Kindern mit Migrationshintergrund diskutiert. Immer wieder, bei "guten Anregungen", wie der Senator sagte, gab er seinen Mitarbeitern in der letzten Reihe das Zeichen mitzuschreiben.

"Ich finde es toll, wenn kritische Fragen gestellt werden. Das tut der Hamburger Schulpolitik nur gut", sagte Rabe abschließend. "Ich werde Anregungen mitnehmen und gebe den Abendblatt-Lesern mein Wort, mich um das eine oder andere Thema sofort zu kümmern."