Eine Glosse von Florian Heil

Nimmermüde hoben die HSV-Profis in der vergangenen Saison ihre Anhängerschaft hervor: Wie die Fans den Klub trotz der schweren Zeit unterstützt hatten, sei "einmalig" gewesen, so der einheitliche Tenor.

Einmalig vielleicht - doch offenbar nicht laut genug. Denn wie Wissenschaftler herausfanden, beeinflusst Zuschauerlärm die Schiedsrichterentscheidungen - zugunsten der Heimmannschaft. Die Rechnung sei einfach: Wenn ein Schiedsrichter ein Foul pfeift und dann alle Leute um ihn herum schreien, nimmt er dies unbewusst als Signal auf, dass etwas sehr Wichtiges passiert sein muss. Und zückt Gelb. Der Heimvorteil ergibt sich, weil nachweislich häufiger das Team mit mehr verwarnten Spielern verliert, da der vorbelastete Spieler nicht mehr so aggressiv sein darf und entscheidende Zweikämpfe verliert.

Bei drei HSV-Heimsiegen aus 17 Spielen muss die Frage erlaubt sein, ob jeder Fan in Sachen Schalldruckpegel und Frequenzspektrum wirklich alles gegeben hat. Doch auch hier hat die Wissenschaft einen Rat: Nicht nur monoton singen, sondern bei jedem Foul derartig brüllen und Lärm machen, als ob Rot fällig wäre.

Wie so oft kann auch in diesem Fall die Natur als Vorbild dienen. Nicht etwa Elefant, Löwe oder Brüllaffe sollte als Leitbild fungieren, sondern die Ruderwanze. 99,2 Dezibel erreicht das am Boden von Tümpeln und Teichen lebende Insekt. Der durch Reiben der Vorderbeine am Kopf erzeugte Lärm entspricht damit dem eines nahe vorbeifahrenden Lastwagens. Eine gewisse Gelenkigkeit müssten sich die HSV-Fans wohl noch antrainieren - aber was tut man nicht alles für einen Heimsieg.