Ein Bewerbungsschreiben von Joachim Mischke

Kisch-Preise, Nannen-Preise? Pff, alles zweitklassig. Um im deutschen Kulturjournalismus beim Branchenklatsch ganz weit vorn zu sein, gibt es ab sofort ein ganz anderes, viel aparteres Karriereziel: möglichst blutig um die Ecke gebracht zu werden. Erst wer mausetot, virtuos entleibt, zwischen zwei Buchdeckeln landet, der hat's wirklich geschafft.

Warum? Die "Welt"-Kulturredaktion enthüllte, dass hinter dem literarischen Massaker an einer deutschen Edelfeder in einem Schwedenkrimi womöglich ein nachtragender Feuilletonchef der "Süddeutschen Zeitung" steckt - und kaum verhüllte Vorlage für das Opfer des Pseudonym-Autors soll der "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher sein, mit dem er sich, als er dort noch arbeitete, unkittbar verkracht hatte.Gestern gestand der Kollege seine Autorenschaft, er sei aber kein Einzeltäter.

Also - ich würde mich jederzeit opfern für den nächsten Blutrache-Band von Hobby-Autoren. Man könnte mich hinterrücks in der Hamburger Staatsoper mit einem Taktstock in die Aorta hinrichten. Oder in der Laeiszhallen-Cafeteria mit Rattengift in der Wiener Melange. Schön wäre auch ein Helden-Tod beim Bayreuther Jubiläums-"Ring" 2013, in kleine Teile zerlegt von einem echten Nothung-Schwert. Deswegen: Kommt schon, holt mich! Ich wehre mich nicht, und mehr als ein Belegexemplar kostet der Spaß auch nicht. Günstiger kann man als Kritiker nicht unsterblich werden.