Ärztekammer: Kein Betrug. Professoren-Streit um Transplantations-Patienten

Eppendorf. Im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) hat offenbar ein Missverständnis von Mitarbeitern zu einem Verstoß gegen die Richtlinien bei der Organspende geführt. Dabei geht es um eine Spenderleber, die geteilt und an Eurotransplant in Leiden (Niederlande) gemeldet wurde. Zwischen der UKE-Mitarbeiterin und dem Mitarbeiter der Organverteilstelle hat es eine Kommunikationspanne gegeben, sodass die Leber nicht an einen Patienten auf der Warteliste in einem der sieben Eurotransplant-Länder vergeben werden konnte. Das bestätigte eine UKE-Sprecherin dem Abendblatt.

Die Auswertung des Telefongesprächs habe die Panne belegt. Wie die "Tageszeitung" schreibt, sei die Leber allerdings regelwidrig in Hamburg verblieben und hier einem Patienten implantiert worden. Der Vorfall stammt aus dem Jahr 2009.

Wie das UKE erklärte, seien seitdem die Abläufe in der Kommunikation zwischen der Klinik und den Eurotransplant-Mitarbeitern standardisiert worden. Zu Missverständnissen über den Zustand der Organe solle es nicht mehr kommen. Der Fall wurde von der Ärztekammer Hamburg und der Bundesärztekammer geprüft, die allerdings keine Absicht oder gar eine betrügerische Vorgehensweise festgestellt habe.

Im Fall der mutmaßlichen Manipulationen an Transplantationszentren in Regensburg und Göttingen geht es um die bevorzugte Behandlung von Patienten und systematischen Betrug. Das habe es in Hamburg nicht gegeben, versicherte das UKE. Niemand sei zu Schaden gekommen.

Allerdings gibt es im UKE nach Abendblatt-Informationen einen handfesten Streit zwischen zwei namhaften Professoren um die korrekte Behandlung von Transplantations-Patienten. Das führte sogar zu einem Verfahren bei der Bundesärztekammer. Keiner der beteiligten Ärzte wollte dazu Stellung nehmen. Ob nur fachliche oder auch persönliche Motive dabei eine Rolle spielen, ist ungeklärt. In den Fall war auch der frühere UKE-Chef Jörg Debatin eingebunden. Auch er konnte offensichtlich den Zwist der Professoren nicht lösen. Am 27. August treffen sich Ärzte, Experten und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zu einem Spitzengespräch über neue Regeln für Transplantationen.