Auch damit wird sich die EU bei den Deutschen nicht beliebter machen: Es droht eine Rüge aus Brüssel, weil die heimischen Unternehmen mit ihren Exporterfolgen für einen immens hohen Handelsbilanzüberschuss sorgen. Die Argumentation: Andere EU-Länder müssten sich immer stärker verschulden, um die deutschen Güter importieren zu können. Mithin trage die Bundesrepublik eine Mitverantwortung für die Schuldenkrise.

Nach der reinen Lehre der Ökonomie träfe das durchaus zu. Nur: Zuletzt ging das deutsche Handelsplus gegenüber den Staaten der Währungsunion zurück, dafür erhöhte sich der Überschuss im Handel mit den Nicht-Euro-Ländern. Ganz so einfach liegen die Dinge also nicht. Und außerdem: Etliche Jahre lang haben die Brüsseler stets die Tarifpartner in Deutschland für die zurückhaltenden Lohnabschlüsse gelobt und die Bundesrepublik als Vorbild hingestellt - schließlich sorgten die moderaten Einkommenssteigerungen in der wichtigsten Volkswirtschaft auch für eine niedrige Inflationsrate in der Euro-Zone.

Es waren aber vor allem die nur langsam steigenden Lohnstückkosten, die den deutschen Firmen ihre hervorragende Wettbewerbsposition auf dem Weltmarkt sicherten. Hätten sich die südeuropäischen Länder, aber auch Frankreich, tatsächlich ein Beispiel an Deutschland genommen, wären sie im internationalen Wettbewerb nicht so weit zurückgefallen.

Hinzu kommt: In diesem Jahr gab es bereits in mehreren deutschen Branchen Tarifabschlüsse oberhalb der vier Prozent. Sollte das schließlich auch den privaten Konsum stärken, hätten die EU-Bürokraten bald keinen Grund mehr für die Aufregung.