Stellingen. Wer ist das? Er hat einen roten Kopf, blaue Beine, große Augen und ist superschnell. Ach ja, und Quizmaster Robert Lembke ("Was bin ich?") konnte ihn noch nicht kennen ...

Zu schwierig? Nicht für die Generation Nintendo: Eifrige Spielkonsolen-Nutzer hätten Super Mario sicherlich auf Anhieb erkannt. Und genau um den geht es auch. Nur dass er ein Reptil, genauer eine Siedleragame, ist, die im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark einen Termitenhügel unsicher macht. Ganz real und nicht virtuell.

"Super Mario ist eines unserer beiden Agamen-Männchen - und ein richtig kleiner Poser", sagt Marion Minde, und lacht. Nur zu gerne zeigt sich die Echse in voller Pracht, mit leuchtenden Farben, auf der Spitze des künstlichen Termitenbaus, und stellt sich dabei richtig in Pose. "Ganz wie dieser andere Super Mario, der italienische Fußballer Balotelli. Der hat mit seiner Gestik doch auch aller Welt zeigen wollen: 'Ich bin der Bringer!'", erklärt die Tierpflegerin. Also ein doppelt passender Name für das zeigefreudige Tier.

Siedleragamen, die zu den Leguanartigen zählen, kommen in den meisten Staaten Afrikas südlich der Sahara und nördlich des südlichen Wendekreises vor. Dort leben die 430 bis 440 Zentimeter langen Echsen in Kolonien von bis zu 25 Tieren, die von einem dominanten Männchen angeführt werden, und besiedeln Bäume, Buschwerk, steiniges Gelände, Felsen oder Mauern - auch in von Menschen besiedelten Gebieten.

Die Männchen, die sich gerne auf erhöhten Positionen zeigen, haben eine prachtvolle Körperfärbung, welche sie bei genügend Wärme und vor allem in der Paarungszeit in Rot und Königsblau strahlen lässt. Die Weibchen hingegen nehmen sich schlicht mit Grau- und Brauntönen zurück. Nur in der Paarungszeit zeigen ihre Flanken gelbe, orangefarbene oder rostrote Flecken.

Im Tropen-Aquarium leben drei Siedleragamen: zwei Männchen und ein Weibchen. "Wir haben die Tiere im Frühjahr dieses Jahres bekommen und hatten sie bis zum Sommeranfang in der Quarantäne, hinter den Kulissen. Jetzt leben sie gleich am Anfang unseres Rundgangs in einem Gehege mit den Chamäleons und den Gürtelschweifen", sagt Marion Minde. Also, jedenfalls Super Mario und das Weibchen - das andere Männchen ist zwei Gehege weiter zu bewundern. Minde: "Die beiden Männchen haben sich nicht gestritten, sondern einfach beschlossen, sich aus dem Weg zu gehen. So ist der eine abgewandert."

Eigentlich sollten glatte Beschichtungen an den Wänden der Gehege einen "Ausbruch" der ungefährlichen Echsen verhindern. Das scheinen die Reptilien nur nicht zu wissen.

Somit hat Super Mario den Termitenhügel für sich. "Siedleragamen lieben die Wärme und fühlen sich bei bis zu 45 Grad so richtig wohl", verrät Marion Minde. "Das schaffen wir bei uns im Haus natürlich nicht - aber der künstliche Termitenhügel ist beheizt. Das ist wohl ein zusätzlicher Anreiz für Mario."

Bisher hatte ja eine männliche Gabelracke den Platz für sich beansprucht, um dort gerne den verschiedenen Reptilien das Futter abspenstig zu machen - bevorzugt fette Heuschrecken. "Doch Super Mario ist noch schneller als der Vogel - und noch verfressener", sagt Marion Minde und muss wieder lachen. Die Siedleragame sei immer die Allererste am Futter und würde alle Größen an Heuschrecken in sich hineinschlingen, wobei ihr ein im Vergleich zu anderen Echsen kräftiges Gebiss hilft. Minde: "Man glaubt nicht, was da alles reinpasst."

Doch so gierig und präsent die auffällige Echse auch ist: Gegenüber den Tierpflegern hat sie immer noch ein wenig Respekt. So zeigt sie in deren Gegenwart auch gerne ein ruckartiges Kopfnicken, was keine Begrüßung ist, sondern ihre Präsenz bekräftigen soll, erklärt die Tierpflegerin. Davon, wie Siedleragamen-Männchen dieses auch noch gegenüber Artgenossen tun, haben Minde und Kollegen allerdings noch nichts mitbekommen, das heißt, gesehen oder gerochen: Die Reptilien haben Wachsdrüsen am After, mit denen sie Markierungen absetzen.

Hier endet der Vergleich mit lebenden und virtuellen Superhelden.

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