Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Schön, dass es noch deutsche Sportler wie Robert Harting gibt. "Ich brauche keinen Psychologen, ich habe keine Angst vor dem Wettkampf", hat der Berliner Diskuswerfer in London gesagt. Entsprechend tritt er öffentlich auf. Selbstbewusst, den Rücken durchgedrückt. Sein Körper spricht schon, was er anschließend sagt: Ich will Olympiasieger werden.

Spätestens seit Tennisikone Boris Becker ("Bis 4:4 kann jeder") wissen wir, dass mental wichtig ist. Im Kampf der Besten um Mikrovorteile bleibt der Kopf nun mal der entscheidende Körperteil. Das haben die Amerikaner als Erste erkannt. Sie stellen seit jeher das größte Aufgebot an Psychologen für ihre Olympiamannschaft. Der Erfolg gibt ihnen zumindest statistisch recht. US-Sportler werden öfter Erster als Vierter. Bei den Deutschen war es in der Vergangenheit eher umgekehrt.

Aber auch im deutschen Team suchen inzwischen immer mehr Athleten permanente professionelle Beratung, die Hamburger Deibler-Brüder sind nur zwei von ihnen. Dass sie die einzigen Deutschen waren, die im olympischen Pool ihre Leistung schwammen, darf wohl auch dieser Unterstützung zugeschrieben werden.

Umso unverständlicher ist es da, dass diejenigen, die Hilfe bräuchten, sie offenbar nicht suchen. Niemand sollte beim Saisonhöhepunkt derart unter seinen Fähigkeiten bleiben wie der Diskuswerfer Markus Münch. Dabei geht es gar nicht um Medaillen, vielmehr um die Investitionen der Athleten, die sich vier Jahre lang auf ihr Ziel vorbereitet und private Entbehrungen in Kauf genommen haben. Hier sind Trainer wie Funktionäre gefordert, dass jeder deutsche Sportler in die Lage versetzt wird, seine Möglichkeiten auch auszuschöpfen.