Mehr als 15 000 Erstklässler ihre Einschulung. Die meisten Erstwünsche der Eltern wurden erfüllt. Fünftklässler starten schon heute.

Niendorf. Nike zählt inzwischen die Stunden. "Erst habe ich die Tage gezählt, aber jetzt ist es ja nicht mehr lang", sagt sie und hüpft von einem Fuß auf den anderen. Katja nickt. Und ist auch schon ziemlich aufgeregt. "Ich freue mich auf die Schule", sagt sie und strahlt Nike an. Die beiden sind allerbeste Freundinnen - und von morgen an Schulkinder in der 1c der Schule Burgunderweg in Niendorf. "Wir haben uns ganz doll gewünscht, dass wir zusammen in die Schule kommen", sagt Katja. Und dieses Mal nickt Nike. Die Ranzen sind gepackt. Nike hat einen blauen mit einem Seepferdchen drauf, "weil ich das Seepferdchen-Schwimmabzeichen habe". Katjas ist lila mit viel Glitzer und einem Einhorn. Jetzt geht es wirklich los. Endlich.

13 120 Erstklässler werden in diesem Jahr an staatlichen Schulen eingeschult, etwa 2000 an Privatschulen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl leicht gesunken. Insgesamt gibt es 630 erste Klassen an den 192 staatlichen Grundschulen. Dazu kommen 13 Grundschulabteilungen an Stadtteilschulen. Die Klassengrößen liegen bei 19 Kindern in strukturschwachen Regionen und 23 in allen anderen. Rechnerisch sitzen im Schnitt 20,8 Schulanfänger in jeder Klasse.

+++ Umweltfreundlicher Schulstart +++

Lesen und Schreiben wollen sie lernen, verkünden die beiden Niendorfer I-Dötzchen. Und Rechnen. "Ein bisschen rechnen kann ich schon", sagt Katja. Ich weiß, was 10 und 10 ist." Nike nickt. "20. Das ist ja einfach. Aber jetzt lernen wir das richtig." Zufrieden klingt das, fast ein bisschen abgeklärt. Sie wissen sogar schon, wo ihr Klassenraum ist. Beide waren auf der Schule Burgunderweg auch schon in einer Vorschulklasse. "Ich glaube aber, in der ersten Klasse müssen wir ruhiger sein", sagt Katja. Macht nichts, solange es Pausen gibt. "Da können wir dann zusammen spielen."

Nicht bei allen hat es geklappt mit der Wunschschule. 220 Widersprüche, deutlich mehr als in den Vorjahren (2011: 135), gab es gegen die Aufnahmeentscheidungen für die ersten Klassen. In 122 Fällen fielen die Entscheidungen zugunsten der Schulbehörde, in 50 Fällen bekamen die Eltern recht. In weiteren 45 Verfahren einigten sich Behörde und Eltern einvernehmlich. Damit seien knapp 95 Prozent der Erstwünsche erfüllt worden, heißt es aus der Schulbehörde. Die gestiegene Zahl der Widersprüche erklärt Behördensprecher Peter Albrecht damit, dass die im Schulgesetz vorgeschriebenen Klassengrößen in diesem Jahr nur in absoluten Ausnahmefällen überschritten werden durften. "Das starre Zuteilungsverfahren muss dringend überprüft und neu geordnet werden", fordert Walter Scheuerl, Sprecher der Initiative "Wir wollen lernen" und für die CDU in der Bürgerschaft.

+++ Sechsjährige Evi freut sich auf ihren großen Tag +++

Besonders betroffen waren in diesem Schuljahr etwa die Grundschule Thadenstraße in Altona mit 20 Widersprüchen oder die Schule Fahrenkrön in Bramfeld mit zehn. Auch an der Schule Hinter der Lieth in Lokstedt wurden 19 Kinder abgelehnt. Zwölf Eltern legten Widerspruch ein, nur drei bekamen schließlich einen Platz an ihrer Wunschschule - obwohl alle zwölf Kinder schon die Vorschule besucht hatten. Entsprechend groß war der Ärger. Den Versuch, eine weitere erste Klasse aufzumachen, lehnte die Schulbehörde ab. "Es gab dramatische Ausbrüche, da wurden Freundschaften auseinandergerissen", sagt eine Mutter. Auch jetzt noch ist die Enttäuschung groß. "Ich kann mich nicht erinnern, dass auf unsere Eltern jemand zugegangen ist", sagt der Vorsitzende des Elternrats, Leif Bothmann. Er wirft Schulsenator Ties Rabe (SPD) vor, die Sache bewusst auf der juristischen Ebene ausgesessen zu haben. "Das ist ein Signal für Bürokratie und Formalismus gegen Wettbewerb durch Qualität und das Grundbedürfnis der Kinder nach sozialer Integrität." Die Schulbehörde verweist dagegen auf den Schulentwicklungsplan. Darin sei die Zügigkeit für die einzelnen Schulen festgelegt. "Das steht immer im Zusammenhang mit den anderen Schulen im Stadtteil", sagt Sprecher Albrecht. Dazu kommt ein weiterer Punkt: Zwar seien auch in diesem Jahr wieder alle knapp 8000 Vorschulanmeldungen berücksichtigt worden, das bedeute aber nicht, dass die Kinder automatisch an derselben Schule einen Platz in der ersten Klasse sicher hätten. "Darauf haben wir Schulen und Eltern immer wieder hingewiesen."

An der Schule Burgunderweg passte in diesem Schuljahr alles. "Wir mussten kein Kind abweisen", sagt Schulleiter Friedhelm Holst. Es wird drei erste Klassen geben mit insgesamt 66 Schülern. "Wir sind froh, dass es reibungslos geklappt hat", sagt Nikes Mutter, Martina von Essen. Auch Katjas Vater Kai Balke nickt. "Wir wohnen in der Nähe, für uns war es logisch, unsere Tochter hier anzumelden." Für beide Familien ist es bereits das zweite Kind am Burgunderweg. Morgen um 9.30 Uhr ist dann wirklich ernst, dann beginnt die Einschulungsfeier in der Aula. Ob Nike und Katja in der Nacht vorher schlafen können, ist nicht sicher. Und wenn sie etwas träumen, dann bestimmt von ihrer Schultüte.