Eine Erfahrung von Matthias Gretzschel

Das Unterhaltungsprogramm der morgenländischen Fluglinie Emirates gilt als eines der besten weltweit. Erstaunlich, was man auf einem Langstreckenflug so alles an Filmen sehen kann, nämlich nicht nur Hollywood-Blockbuster, sondern auch durchschnittliche deutsche TV-Produktionen. Und wem nach sieben oder acht Stunden das Sehen, nicht aber das Hören vergangen ist, dem steht zwischen Dubai und Singapur ein Musikangebot zur Verfügung, das von Udo Lindenbergs "Live aus dem Hotel Atlantic" bis zu Richard Wagners "Rienzi" reicht.

Und so findet sich für jede Gemütslage auch die passende Komposition. Als besonders ergiebig erweist sich dabei das Werk von Johann Sebastian Bach, der nach Meinung seines Kollegen Beethoven ja besser auf den Namen Meer getauft worden wäre. So fliegt man über irgendein Meer, sehnt das Ziel oder wenigstens eine Mütze Schlaf herbei und findet Trost in Bachs Kantate "Schlummert ein ihr matten Augen". Aber selbst für schlimmste Fälle hat Emirates noch die passende Bach-Kantate im Angebot: Sollte das unwahrscheinliche Szenario eines irreparablen Triebwerkschadens eintreten, bliebe vielleicht noch die Zeit, Bach-Werke-Verzeichnis 82 anzuklicken: "Ich freue mich auf meinen Tod". Ich habe dann doch lieber "Unser Mund sei voll Lachens" (BWV 110) gehört, bin dabei eingeschlafen und irgendwann sicher in Singapur gelandet.