Nach Vattenfall eröffnen Shell und Total in Hamburg weitere Stationen. Hansestadt nimmt damit Vorreiterrolle in Deutschland ein.

Hamburg. Wer häufig mit dem Schnellbus 35 in Hamburg unterwegs ist, kennt die Fahrzeuge. Die Hochbahn setzt auf ihrer Linie zwischen Messe, Jenfeld und Sorenkoppel bereits vier Busse ein, die mit Wasserstoff angetrieben werden - sogenannte SauberBusse. Erkennbar sind sie auch an ihrer auffälligen Lackierung: mit Regentropfen benässten grünen Blättern.

Das Angenehme für alle Verkehrsteilnehmer dabei: Die neuen Busse rollen nicht nur extrem leise über die Straßen, sondern auch ohne stinkende Abgase. Denn aus ihrem Auspuff entweicht nur geruchloser Wasserdampf. Auch einige Hamburger Unternehmen wie Airbus oder Vattenfall haben zusammen 20 Wasserstoff-Pkw in ihrer Flotte - bald sollen es 30 sein.

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Noch befinden sich sämtliche Wasserstofffahrzeuge in der Testphase - und sind im deutschen Straßenbild eine Rarität. Die ersten serienmäßigen Modelle will die Industrie in etwa zwei Jahren auf den Markt bringen - 2014 oder 2015. Damit die neue Antriebsform, die schon heute als die große Zukunftstechnologie auf dem Fahrzeugmarkt gepriesen wird, auch praktisch in der Zukunft eine echte Chance erhält, wird in Hamburg schon jetzt die notwendige Infrastruktur geschaffen.

Nach der Inbetriebnahme der ersten öffentlichen Wasserstofftankstelle in Hamburg von Vattenfall in der HafenCity haben die Energiekonzerne Shell und Total am Freitag zwei weitere Tankstationen in Hamburg eröffnet - in der Cuxhavener Straße und der Bramfelder Chaussee. Total, die bundesweit bereits fünf von insgesamt 15 Tankstellen betreibt, sucht in der Hansestadt bereits nach einem Standort für eine weitere Station, sagte Burkhard Reuss, Kommunikationschef von Total.

Hamburg spielt seit Jahren eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung der Wasserstofftechnologie. "Die neuen Tankstellen sind ein weiterer wichtiger Meilenstein für Hamburg in der Wasserstofftechnologie voranzukommen", sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) bei der offiziellen Eröffnung der Stationen. Neben der steten Weiterentwicklung der Technologie sei es aber wichtig, auch die Infrastruktur für den Betrieb der Fahrzeuge zu schaffen.

Erklärtes Ziel des Bundeswirtschaftsministeriums ist es, in den nächsten Jahren bundesweit ein Netz von 50 Wasserstofftankstellen in Deutschland aufzubauen. Entstehen sollen sie zunächst in den Metropolregionen und Ballungsräumen. Dieses Vorhaben unterstützt der Bund mit 20 Millionen Euro. "Die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie ermöglicht sauberes fahren ohne Emissionen und trägt dazu bei, die Umwelt zu schonen", nennt Veit Steinle, Leiter der Umweltpolitik im Bundesverkehrsministerium, die Vorteile. Insgesamt fließen in die Förderung der Wasserstofftechnologie bis zum Jahr 2016 insgesamt 1,4 Milliarden Euro, wovon jeweils die Hälfte vom Bund und von der Industrie getragen werden.

Das Besondere an Wasserstoff (H2) ist im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, dass er unbegrenzt vorhanden ist. Allerdings kommt er nur in gebundener Form vor - wie in Wasser (H2O) - und muss durch eine sogenannte Elektrolyse aus seiner chemischen Verbindung herausgelöst werden. Hierfür kann beispielsweise Wind- oder Solarstrom genutzt werden, womit Wasserstoff zugleich zu einem Speichermedium für alternative Energien wird. In diesem Fall ist Wasserstoff sogar ein durchweg "grüner" Energieträger.

Die Wasserstofffahrzeuge von Daimler und Opel kommen heute mit einer Tankfüllung 300 bis 400 Kilometer weit, sagt Patrick Schnell, Vorsitzender der Clean Energy Partnership, dem größten Demonstrationsprojekt für Wasserstoffmobilität in Europa. Damit schaffen die Wagen deutlich längere Distanzen als batteriebetriebene Elektroautos, die sich mit 100 bis 150 Kilometer vor allem für den Innenstadtverkehr eignen. Pro 100 Kilometer verbraucht ein Pkw etwa ein Kilogramm Wasserstoff, ein Bus im Linienbetrieb der Hochbahn schluckt auf der Distanz rund zehn Kilogramm.

Einen echten Marktpreis für Wasserstoff gibt es noch nicht, wird von den Betreibern aber derzeit mit 9,50 Euro je Kilogramm angegeben. Der Kaufpreis für ein Auto liegt bei rund 50 000 Euro - und ist deutlich teurer als Diesel- oder Benzinfahrzeuge. Klar ist allen Experten: "Die Technologie wird sich nur durchsetzen, wenn sie auch von Normalbürgern zu finanzieren ist", sagt der Chef der deutschen Shell-Organisation, Peter Blauwhoff. Die Höhe der Besteuerung von Wasserstoff sowie der Fahrzeugpreis werden für die Akzeptanz eine maßgebliche Rolle spielen. "Die Politik spielt hier eine wichtige Rolle."

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