Der Gesundheitsmarkt wächst und ist nicht so krisenanfällig. Das Hamburger Unternehmen Eppendorf profitiert.

Hamburg. Neben Unternehmensbroschüren liegen im Empfangsraum für Besucher kostenlose Gummibärchen aus - mitten in Krisenzeiten, verpackt in kleinen Tüten. Während zahlreiche Hamburger Unternehmen über die Folgen der Wirtschaftskrise stöhnen, jammert man beim Hamburger Medizintechnikhersteller Eppendorf höchstens mal leise und auf hohem Niveau. Sogar Stellen wurden in diesem Jahr bei dem Unternehmen, das mit seinen Pipetten weltweit führend ist, schon geschaffen. Allein in der Hummelsbütteler Zentrale stieg die Zahl der Mitarbeiter um rund 20 auf gut 700. Weltweit zählt Eppendorf rund 2500 Beschäftigte.

Sicher, die weltweite Flaute hat auch bei dem in gut 34 Ländern aktiven Unternehmen Spuren hinterlassen, doch bei den Hamburger Medizintechnikproduzenten bedeutet dies im schlimmsten Fall nur, dass Umsätze und Gewinne nicht mehr zwei-, sondern einstellig wachsen.

Ein Grund für die gute Geschäftslage mag zwar darin liegen, dass der Markt für Gesundheitswirtschaft seit Jahren wächst und nicht so krisenanfällig ist wie andere Branchen. Doch es gibt auch weitere Ursachen. "Wir haben in den vergangenen Jahren unser Geschäft konsequent internationalisiert", sagte Eppendorf-Chef Klaus Fink dem Abendblatt. "Allein in China beschäftigen wir rund 150 Mitarbeiter im Vertrieb und Service, in Indien sind es 130. Und der asiatische Markt wächst derzeit zwischen 20 und 30 Prozent", so Fink. Mittelfristig will er dort ein Werk eröffnen. Neben Asien laufen derzeit auch die deutschsprachigen Länder sehr gut, während der US-Markt nachgibt.

Nach Finks Angaben haben bereits Wettbewerber mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen, doch Eppendorf steigerte im ersten Halbjahr 2009 seine Erlöse um neun Prozent und seinen Betriebsgewinn um 17 Prozent. Fürs Jahr erwartet Fink einen Gesamtumsatz von 450 bis 460 Millionen Euro (2008: 410 Millionen) sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 70 bis 80 Millionen Euro, nach knapp 72 Millionen Euro 2008.

Auch deshalb hat Fink in diesem Jahr die Forschungsausgaben erhöht. Statt wie 2008 rund 24 Millionen wird das Unternehmen nun 26,5 Millionen Euro in die vorwiegend in Hamburg ansässige Forschung und Entwicklung stecken. Die Pipetten, Zentrifugen oder Reaktionsgefäße "made in Germany" sind eher im hochpreisigen Bereich angesiedelt. "Wir müssen unsere Kunden durch Innovation und Qualität überzeugen", sagt Fink. Jedes Jahr kommen ein gutes Dutzend neuer Produkte auf den Markt. Die jüngste Innovation sind Laborautomaten, die etwa beim Aufspüren von DNA schneller und präziser arbeiten als Menschen.

Kunden des Hamburger Unternehmens sind vor allem Forschungsinstitute, Chemie- und Pharmakonzerne oder auch staatliche Untersuchungsämter.

Das Hummelsbütteler Unternehmen wurde 1945 von den beiden Technikern Heinrich Netheler und Hans Hinz unter dem Namen Elektromedizinische Werkstätten auf dem Gelände des UKE gegründet. Dieses Jahr wären beide hundert geworden.

Heute gehört Eppendorf den Nachfahren der Gründer, was Fink als Glück bezeichnet. Denn der Großteil der Gewinne wird ins Unternehmen investiert. An die Eigentümer werden im Jahr nur 30 Prozent des Nettogewinns ausgeschüttet. "Wir haben keine Bankschulden", sagt Fink. Selbst die Übernahme der US-Firma New Brunswick Ende 2007 konnte aus Eigenmitteln finanziert werden. Inzwischen hat Eppendorf wieder 20 Millionen Euro in der Kasse - weitere Zukäufe sind nicht ausgeschlossen.