Ob Hosen, Pfannen oder Messer, in der Hamburger City Nord wird alles genau unter die Lupe genommen - jedes Jahr rund 2000 Produkte.

Hamburg. Der Jeansrock muss einiges aushalten: Beate Mangold zupft ständig an ihm herum und prüft, ob der Stoff auch richtig fällt. Derweil macht sich ihre Kollegin Bettina Kallfelz an einem T-Shirt zu schaffen. Qualitätskontrolle bei Tchibo: Normalerweise sind die Vorgaben und Tests, die der Kaffeeröster bei seinen Gebrauchsartikeln vornimmt, streng geheim. Doch jetzt wurde erstmals eine Ausnahme gemacht, Tchibo erlaubte den Blick in seine Labore.

"Wir testen jedes Jahr rund 2000 verschiedene Produkte", sagt Frank Steffens. 150 Mitarbeiter hat der Leiter vom Qualitätsmanagement unter sich, darunter 70, die in den Hamburger Testlaboren in der City Nord arbeiten. Der Rest befindet sich im Testlabor in Hongkong, denn zahlreiche Lieferanten des Kaffeerösters sitzen in Asien.

Jede Produktgruppe, die im Rahmen der wöchentlich wechselnden Verkaufskampagnen in die Läden und in den Onlineverkauf kommt, wird auf Herz und Nieren geprüft. So werden zum Beispiel Testtextilien in der Tchibo-Waschküche mindestens dreimal in der Maschine gewaschen, ehe das Produkt in die Geschäfte kommt. "So erkennen wir, ob Farben wasserfest sind oder auslaufen", sagt Ricarda Achilles, die für die Prüfung von Textilien zuständig ist. Neben dem Waschen wird auch kräftig gezerrt und gerissen, um zu testen, ob der Stoff zu dick oder zu dünn ist.

Einmal pro Woche ist Modenschau: Hausmodels präsentieren Kleidungsstücke in allen Größen - für Damen von 36 bis 48. "Die Devise ,Wackelt, passt und hat Luft' gibt es bei uns nicht", sagt Steffens. Wenn von den Größen bis zur Qualität alles stimmt, kommt noch die Prüfung von Stoff und Farben auf Schadstoffe. Der Jeansrock hat übrigens alle Tests bestanden und kommt in wenigen Wochen in die Geschäfte.

Nach Problemen im Jahr 2008 - vor allem mit Produkten abseits des Kaffees - hat sich die Geschäftslage bei Tchibo im abgelaufenen Jahr verbessert. Zwar sei der Umsatz wegen der Reduzierung der Depots im Einzelhandel und der Schließung kleinerer Filialen leicht gesunken, wie Firmensprecher Arnd Liedtke sagt. Der Gewinn, der 2008 noch 71 Millionen Euro betrug, sei dagegen 2009 aber gestiegen.

Szenenwechsel: Toastscheiben fliegen durch die Luft, einige kommen zu hell oder zu dunkel aus dem Toaster. Bei den Geräten, die Thorsten Tiedemann als Verantwortlicher für den Elektrobereich untersucht, besteht noch Verbesserungsbedarf. Wie viele Artikel wegen Mängeln aussortiert werden? Steffens gibt sich zurückhaltend. "Das kommt schon vor", sagt er nur. Einmal musste eine Schnullerkette aussortiert werden und in einem anderen Fall kam eine Stereoanlage erst mit sechsmonatiger Verspätung in die Geschäfte, weil nachgearbeitet werden musste.

Der nächste Testraum, in den Tiedemann und Steffens wechseln, ähnelt einer Verhörzelle. Keine Fenster, nur künstliches Licht, dennoch hat der Raum die Akustik eines durchschnittlichen Wohnzimmers. TV-Geräte laufen ununterbrochen. Jedes klingt anders. Steffens sucht hier den richtigen Ton für neue Fernseher, Radios oder MP3-Player. "Wir können unserem Lieferanten ja nicht einfach nur sagen, dass wir einen guten Ton haben wollen." Tchibo sucht so lange, bis dem Produzenten eine passende Klangprobe als Produktionsmuster mitgegeben werden kann.

Auf in den nächsten Raum: Siegfried Brunnbauer, für Geschirr, Töpfe und Ähnliches verantwortlich, versucht mithilfe einer speziellen Vorrichtung, eine Messerklinge zu brechen. "Sie hält", sagt er erleichtert. Gleichzeitig läuft eine Spülmaschine, in der Geschirr oder Kunststoffteile bis zu 40-mal hintereinander gewaschen werden. Nur Produkte, die diese Tortur überstehen, gelten als reif für den Kunden.

Auf einer Arbeitsplatte in dem Testlabor stapeln sich Töpfe und Pfannen, die teilweise durchgesägt sind. "Wir schauen, ob der Boden nicht zu dick ist", sagt Brunnbauer und verweist auf einen Test von Stiftung Warentest, in dem Tchibo als Topfsieger hervorging. In einem Fünfjahresvergleich der Stiftung Warentest liegt das Hamburger Unternehmen bei der Qualität von Aktionsware auf Platz drei von sechs aufgeführten Anbietern.

Steffens übrigens bezeichnet sich selbst als Dauertestperson. "Meine Uhr, der Anzug, die Socken und meine Unterwäsche sind von Tchibo." Ob er diese Wahl nur wegen der anwesenden Presse getroffen hat. "Nein", sagt er. "Meine Frau kann bestätigen, dass ich ständig Sachen zum Testen mit nach Hause nehme."