Nach fast 50 Jahren wird das Gebäude am Johanniswall erstmals saniert. Der Bund der Steuerzahler spricht von einem teuren Versäumnis.

Hamburg. Zum ersten Mal seit den frühen 60er-Jahren wird das Gebäude der Innenbehörde am Johanniswall (Neustadt) von Grund auf saniert. Die von der Behörde zu tragenden Kosten für die umfangreiche und dringend notwendige Schönheitskur in dem Gebäude, das der Hamburger Immobiliengesellschaft Alstria Office Reit-AG gehört, betragen rund zwei Millionen Euro. Der Bund der Steuerzahler spricht von einem offensichtlichen Sanierungsstau. Und es sieht nicht so aus, als sollte der Rotstift bei den Maßnahmen allzu üppig eingesetzt werden: Allein die Neugestaltung des Flures, in dem Senator Christoph Ahlhaus und seine Präsidialabteilung sitzen, wird rund 587 000 Euro verschlingen. Mehr als ein Viertel des gesamten Volumens also.

Goldene Türklinken, so sagt Behördensprecher Thomas Butter, wird es in der Innenbehörde nicht geben. Wohl aber bekomme der Bereich, in dem der Senator, sein Staatsrat und die Präsidialabteilung sitzen, einen "modernen, hellen und repräsentativen Empfangsbereich", in dem die Vorzimmerdamen Gäste begrüßen und zum Senator geleiten könnten. Die Maßnahmen im Senatorenflur seien jetzt planmäßig an der Reihe. Vorher wurden laut Butter unter anderem bereits die Büros des Verfassungsschutzes und der Dienststelle Interne Ermittlungen sowie mehrere Sitzungssäle saniert. Das Landeswahlamt habe Räume in einem ehemaligen Tabakladen im Erdgeschoss bezogen. Alle Mitarbeiter hätten neue, zeitgemäße Möbel erhalten, diverse Büros seien bereits mit neuer Elektrik und neuen Anstrichen versehen worden.

Kostentechnisch, das gesteht der Sprecher ein, steche der Präsidialbereich indes heraus - was unter anderem an der notwendigen Versetzung von Wänden und dem ebenso unabdingbaren Einbau von Sicherheitstüren liege. Butter: "Im Büro des Senators werden lediglich die Decke, die Heizkörperabdeckungen und die Heizung erneuert." Komplett neu wird der Empfangsbereich. Auch das Büro des Staatsrats Stefan Schulz (das ehemalige Bürgermeisterbüro, in dem die Ahlhaus-Vorgänger Udo Nagel und Ronald B. Schill residierten) wird komplett renoviert. Auch ein neuer Empfangstresen wird in der halben Million Euro, die bis 2010 verbaut sein soll, enthalten sein. Allein 47 000 Euro hat die Behörde für "Unvorhergesehenes" eingeplant. Für die Sanierung der gesamten Sanitäranlagen kommt die Alstria Office Reit-AG auf. Das für diese Maßnahmen notwendige Geld (rund 550 000 Euro) ist in der Aufstellung der Behörde nicht enthalten.

Wenn der Präsidialbereich fertig ist, sollen weitere Bereiche des innenbehördlichen Rotklinkerbaus saniert werden. Bis zum Jahr 2012 wird Zug um Zug renoviert. Vor allem die Toiletten werden von vielen Mitarbeitern inzwischen als Zumutung empfunden. Laut Butter geht von den Sanitäranlagen eine enorme Geruchsbelästigung aus. Bei den neuen Einbauten werde es keinen Unterschied zwischen Behördenleitung und Mitarbeitern geben.

Christian Plock, Chef des Hamburger Steuerzahlerbundes, mag den kostspieligen Innenausbau nicht kommentieren, sagt aber: "Wenn das Gebäude tatsächlich seit den 60er- Jahren nicht kernsaniert worden ist, liegen hier echte Versäumnisse vor. Ein solcher Sanierungsstau in einem öffentlichen Gebäude kommt den Steuerzahler auf jeden Fall deutlich teurer zu stehen als eine konstante Instandhaltung." Wenn in dem alten Gebäude wirklich mehr als 40 Jahre nicht saniert wurde, so Plock, sei das ein klares, teures Versäumnis. Für die Verantwortlichen in der Innenbehörde steht indes eines fest: "Im Johanniswall musste dringend etwas geschehen - und ein Neubau wäre sicherlich ungleich teurer geworden", so Thomas Butter. Nach Abendblatt-Informationen wird die Innenbehörde der Alstria Office Reit-AG wegen der Wertsteigerung nach Abschluss der Umbaumaßnahmen jährlich 20 000 Euro mehr an Miete bezahlen - obwohl sie einen Großteil der Sanierungsmaßnahmen selbst finanzieren muss. Derzeit zahlt die Innbehörde für die 11 600 Quadratmeter monatlich 127 000 Euro, was einem Quadratmeterpreis von 10,95 Euro entspricht - ein aus Sicht von Maklern und Grundeigentümerverband "angemessener" Preis in dieser Lage.