30.000 Euro hatte der 65-jährige Henning K. am Freitag gefunden. Dem Abendblatt erzählte er von einem der aufregendsten Tage seines Lebens.

Hamburg. Der Anblick war nicht alltäglich, nicht für Henning K., weshalb ihm der Ausbruch zu verzeihen sei. "Scheiße, jetzt muss ich zur Polizei", entfuhr es dem glücklichen Finder, kaum hatte er das Geld erblickt. 30 000 Euro hatte der 65-Jährige am Freitag gefunden (wir berichteten) und bei der Polizei abgegeben. Dem Abendblatt erzählte er von seinem Fund und einem der aufregendsten Tage seines Lebens: Mit dem Fahrrad war er die Erikastraße in Eppendorf entlanggefahren, hatte das Bündel, das da auf der Straße lag, zunächst für eine alte Tüte gehalten. Und er wäre einfach weitergefahren, mit seinem schweren Leinenbeutel voller Bücher am Lenker, wäre die "Tüte" nicht aus Stoff gewesen, prall gefüllt, mit einem Reißverschluss. Als er die Tasche öffnete und er die Bündel von Geldscheinen sah, da wusste er für einen Augenblick nicht vor, nicht zurück: nach Hause, weil er, an Diabetes erkrankt, gefährlich unterzuckert war, oder zur Polizei?



Henning K. entscheidet sich dafür, nach Hause zu fahren, "der Gesundheit wegen". Seine Freundin Gabriele addiert die Summen auf den Papierbändern, die die Noten zusammenhalten. 30.000 Euro liegen irgendwann auf dem Tisch.


Viel Geld für den Antiquar, der nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit bald in Rente gehen wird. Viel Geld für einen, der drei Tage nach dem Fund seine Freundin heiraten wollte (und geheiratet hat), als Einstieg in das Rentnerdasein sozusagen, an dem Montag, der sein Geburtstag war. "Ich hätte das Geld nie angerührt", sagt Henning K. "Wer weiß, was dahintersteckt." Drogengeld, oder ein Verlierer, der nie wieder glücklich wird. "Natürlich, neulich habe ich dieses sauteure Mountainbike gesehen. Hätte ich mir gern gekauft. Aber das war nie ernst gemeint."
Henning K. stärkt sich. Sie fahren zur nächsten Polizeiwache, machen sich den Spaß, das Geld auf den Tresen zu legen und in die ungläubigen Gesichter der Polizisten zu schauen. "Hier sind 30.000 Euro", sagen sie knapp: Für den Überraschungseffekt reicht das. Die Fundsache wird aufgenommen, da eilt ein Beamter auf ihn zu. Eine junge Frau habe das Geld als vermisst gemeldet. Dann geht alles ganz schnell: Plötzlich steht Johanna H. vor ihm, "total verheult, aber vor Glück strahlend", sagt Henning K. lachend. Ende gut, alles gut. Aber es wird noch besser. Ob er Finderlohn haben wolle, fragt der Beamte. "Wenn ja, ist gut, wenn nicht, auch", sagt er vorsichtig. Der Beamte macht ein Kreuz bei "ja". Drei Prozent stehen ihm zu, 900 Euro. Henning K. und seine Freundin fahren nach Hause, geschafft, doch glücklich. Wenig später klingelt es an der Tür. Johanna H. steht da, zusammen mit ihrer Chefin, sie überreichen ihm einen Umschlag. 900 Euro sind drin, "und noch recht großzügig mehr", sagt K. etwas umständlich. "Das war toll!" Enttäuscht ist er von vielen Lesern von abendblatt.de. Auf die Frage "Mal ehrlich: Wenn Sie 30 000 Euro fänden, würden Sie das Geld behalten?" hatten 47 Prozent zugestimmt. "Schade", sagt Henning K. Noch mehr Dank für seine Ehrlichkeit wolle er nicht: "Wenn ich mir was wünschen dürfte", sagt er. "Dann, dass die junge Frau weiter das Vertrauen ihrer Chefin genießt. Sie hat genug gelitten."