Dass sie schnell schwimmen kann, hat Britta Steffen erst kürzlich wieder bewiesen. Bei den Deutschen Meisterschaften in ihrer Heimatstadt Berlin stellte die zweimalige Olympiasiegerin zwei neue Weltrekorde über 100 Meter Freistil auf.

Am Sonnabend nun muss die 25-Jährige in Rom in einer anderen Rolle glänzen. Steffen soll für Hamburg lächeln. In der Kongresshalle des Foro Italico an der Via delle Olimpiadi vergibt der Weltverband Fina die Schwimm-Weltmeisterschaften 2013. Hamburgs Konkurrenten um die Ausrichtung der 15. Titelkämpfe sind Moskau und Dubai.

Neben Steffen werden bei der Präsentation vier weitere Persönlichkeiten aus Politik und Sport für Hamburg auf der Bühne stehen: Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos), Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sowie Christa Thiel, die Präsidentin des Deutschen Schwimmverbandes (DSV). Jeweils 30 Minuten haben die drei Bewerberstädte Zeit, ihre Vorzüge darzustellen. Die Reihenfolge wird ausgelost. Die Öffentlichkeit ist nicht zugelassen. Die Hamburger Agentur Upsolut, sie fliegt heute zur Vorbereitung nach Rom, hat drei Filme zusammengeschnitten. Sie zeigen die geplanten Wettkampfstätten, die Stadt und die erfolgreichsten deutschen Schwimmer. Zuletzt durfte Deutschland 1978 in Berlin eine Schwimm-WM ausrichten. 21 Mitglieder des Fina-Büros entscheiden in geheimer Abstimmung über die Vergabe. Sie wird am Sonnabend um 15 Uhr verkündet.

Hamburgs zwischenzeitliche Pläne, die WM 2013 im HSV-Stadion im Volkspark auszutragen, waren bei einer sechsköpfigen Fina-Delegation während ihres Ortstermins am 11. und 12. Mai auf Skepsis gestoßen: zu groß, zu wagemutig. In Rom wirbt Hamburg jetzt als Hauptvariante mit seinem ursprünglichen Konzept: Geschwommen werden soll in einem mobilen Pool in der Color-Line-Arena, das Wasserspringen würde im Kaifu-Bad in Eimsbüttel stattfinden, die Freiwasser-Wettbewerbe über 5, 10 und 25 Kilometer in der Alster. Die Ausrichtung der WM kostet rund 42,8 Millionen Euro, Hamburg zahlt 23,5 Millionen. Etwa 2,5 Millionen Euro wurden für die Bewerbungskampagne ausgegeben.

Wer am Sonnabend den Zuschlag erhält, ist offen. Hamburg hat das beste Veranstaltungskonzept, Moskau womöglich die stärksten finanziellen Argumente; siehe das Votum für Sotschi für die Olympischen Winterspiele 2014. Dubai gilt als Außenseiter.

Dass meist fachfremde Gründe den Ausschlag geben, hat Hamburg bei verschiedenen Bewerbungen um sportliche Großveranstaltungen erfahren müssen. Vor allem Lobbyarbeit ist gefragt, die leistete diesmal Schwimmverbandspräsidentin Thiel. Die Wiesbadener Rechtsanwältin ist in der internationalen Schwimmszene hervorragend vernetzt. Sie empfahl Steffen als Vorzeigedame - weil nach ihrer Einschätzung international Olympiasiege mehr zählen als der Glamour, den eine Franziska van Almsick hätte verbreiten können. Die schwamm zwar auch Weltrekorde, aber ein Olympiasieg blieb der heute 31-Jährigen verwehrt.