Ein Kommentar von Björn Jensen

Wenn acht Sportredakteure vor einem Flachbildfernseher stehen und ein Gefecht der Runde der letzten 32 im Herrenflorett schauen, dann muss Olympia sein. Zum einen sind normalerweise nie acht Redakteure gleichzeitig in der Redaktion. Zum anderen, und das ist der entscheidende Punkt, sind Sportarten wie Fechten nur alle vier Jahre ausführlich zu sehen.

Wer die wunderbaren Bilder genießt, die aus London gesendet werden, wer großartigen Experten wie Carsten Sostmeier (ARD/Pferdesport), Alexander von der Groeben (ZDF/Judo) oder Marc Huster (Eurosport/Gewichtheben) zuhört, der muss bedauern, dass der "bunte" Sport nur im Sog der fünf Ringe mitschwimmen darf. Es ist unbegreiflich, warum diese Menschen ihr Fachwissen nicht häufiger dem Kunden zugänglich machen dürfen, während Plaudertaschen und Schaumschläger als "Gesichter" der Sender im Fokus stehen.

Angesichts sehr ordentlicher Quoten - Tischtennis zum Beispiel schauten am Sonntagabend in der ARD mehr als sechs Millionen - möchte man gerade von den öffentlich-rechtlichen Sendern mehr Mut fordern, häufiger vermeintlich unpopuläre Sportarten ins Programm zu nehmen, anstatt unsinnige Testspiele zwischen zwei so überbezahlten wie unterbesetzten Fußballteams zu übertragen.

Andererseits ziehen Olympische Spiele ihren Reiz daraus, dass die Nischen ausgeleuchtet werden und die Exoten den Alltag verdrängen. Olympia ist wie Urlaub von der Bundesliga. Deshalb genießen wir die Vielfalt, die uns die Sommerspiele bringen, und freuen uns trotzdem darauf, dass am 24. August wieder der Fußball rollt.