Ein Plädoyer von Maike Schiller

Zugegeben, es braucht als cooles, urbanes Elternpaar etwas Überwindung, um in der Ferienanlage gemeinsam mit einem Kerl im Lustiger-Glückshase-Kostüm zu singen, der die Kleinsten bespaßen soll und dafür doofe Choreografien zu doofen Texten im doofen Outfit vorhüpft. Fakt ist: Die Kinder sind selig. Und klatschen in die Hände vor Glück, auch wenn sie noch so klein sind, dass sich beim Klatschen die Handflächen nicht jedes Mal treffen. Und es ist weniger der seltsame mannshohe Hase, der Begeisterung auslöst (den finden die meisten unter zwei ebenfalls befremdlich); die Freude ist wiederholbar, wenn zu Hause ein Kinderliederbuch hervorgekramt und gemeinsam querbeet gesungen wird. Man muss kein Pädagoge sein, um zu erkennen: Wer sich nicht scheut, mit dem Nachwuchs zu singen, und sei es noch so schief und krumm, der tut ihm Gutes.

Es kann nicht ums Auslagern gehen, darum, seinen Kindern ein Rundum-Sorglos-Paket in der Kita zu servieren, in der dann Fachkräfte dienstags Chinesisch unterrichten und mittwochs Gesang. Es geht auch um den Alltag zu Hause, um das Gemeinsame beim Singen. Um das Sich-geborgen-Fühlen, wenn am Kinderbett Einschlaflieder gesungen werden, um den Spaß, wenn die ganze Familie auf Autofahrten munter trällert, was aus der Mundorgel noch so übrig geblieben ist im musikalischen Gedächtnis. Die Kinder werden es ihren Eltern danken. Weil ein Leben mit Musik reicher ist. Und weil sie eines Tages selbst Kinder haben, denen sie vorsingen. Vielleicht schief und krumm - aber aus vollem Herzen.