Die Urlaubszeit führt viele in die Fremde. Neben der Erholung wollen wir etwas sehen: andere Länder und Kulturen, Menschen mit ihrer Lebensart. Immer fallen uns Kirchen ins Auge - Tempel und religiöse Orte. Wir gehen hinein, manche nach längerer Zeit mal wieder in eine Kirche.

Wir bewundern die Kirchen in ihrer Schönheit und Pracht, sehen, wie sie Städten und Landschaften ein Gesicht geben. Menschen drücken mit ihnen ihr Bestes und Schönstes aus, überdauern mit ihnen die Zeiten, strecken sich aus nach der Ewigkeit. Ich weiß mich in ihnen sofort zu Hause. Der Geruch, Kerzen, Bilder, so viele verschiedene Menschen, der schützende und zugleich weite Raum. Gerne stecke ich eine Kerze an. Andere Touristen mögen eher fremdeln. Sie haben keine Erfahrungen mit der Kirche, kennen sich nicht aus, wissen nicht um die Bedeutung der Bilder und Zeichen. Bei vielen mag alles ganz weit zurück in ferner Vergangenheit liegen. Auch Menschen mit bitteren Erfahrungen und Enttäuschungen mögen wieder einmal in eine Kirche schauen. Gut, dass die alle kommen. Der Raum der Kirche ist für alle offen, ob sie eine Kerze anzünden oder nicht.

Die Kirche steht in Deutschland und in Westeuropa nicht gut da. Sie befindet sich nicht in Höchstform. Menschen verlassen uns oder nehmen Abstand. Die öffentliche Meinung weist gnadenlos, leider auch mit vollem Recht, auf Fehler und unentschuldbare Übel in der Kirche hin. Uns fehlen junge Priester und Ordensleute, begeisternde Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das alles ist bitter. Aber wir dürfen uns nicht ängstlich verkrampfen. Wir brauchen Mut zu Erneuerungen auf allen Ebenen.

Bei all dem halte ist fest: Kirche muss Kirche bleiben. Sie darf sich nicht einem Mehrheitsgeschmack allgemeiner religiöser Gefühle fügen, eine Art religiösen Zuckerguss über das gießen, was uns gefällt. Nein, die Kirche steht - bei all ihren Fehlern - für den unschätzbaren Mehrwert des Lebens, für den ganz anderen, den unfassbaren Gott. Er will uns nahe kommen, uns berühren, uns herausführen.

Dieses Geheimnis, das Sakrament von Gottes Gegenwart, macht den Raum der Kirche heilig, bringt wirklich Neues in unser Leben.

Die Kirchen - in der Nähe und in der ganzen weiten Welt - laden uns ein. In ihrem Raum dürfen wir zu Hause sein: staunend und andächtig, zögernd und zweifelnd, immer auch mit unseren eigenen Fehlern und Unvollkommenheiten. So schenken die Kirchen uns Heimat, die für immer bleibt.

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