Unbekannte stehlen auf der Fahrt von Lörrach nach Altona aus 13 Fahrzeugen Gegenstände im Wert von 53 000 Euro

Altona-Altstadt. Der Schock kam kurz nach dem Aufwachen: Diebe hatten in der Nacht zu Freitag 13 Fahrzeuge auf dem Autozug von Lörrach (Baden-Württemberg) nach Hamburg-Altona aufgebrochen und dabei nach Aussagen der Bundespolizei Gegenstände im Wert von 53 000 Euro erbeutet. Von den Tätern fehlt jede Spur. Auch Zeitpunkt und Ort der Plünderung sind den Beamten noch völlig unklar.

Damit die Bundespolizei den Schaden aufnehmen konnte, parkten die beschädigten Autos aus der Schweiz, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden zunächst vor dem Bahnhof, überall lagen unzählige, kleine Glassplitter. Verzweifelt durchsuchten die Betroffenen ihren Besitz.

Auch Hans Kaiser, 80, aus der Nähe von Zürich saß erst einmal ratlos vor seinem silbernen BMW. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Heidi Habbe-Rittlewski, 63, öffnete er unter Aufsicht eines Bundespolizisten einen Koffer. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich: "Der Laptop fehlt", stellte der Schweizer fest. Das Ladegerät, der Rasierapparat und auch das Golf-Set hatten die Diebe nicht interessiert. Schon öfter war Kaiser mit dem Autozug gefahren, doch so etwas habe er noch nicht erlebt. Seine Lebensgefährtin, die in Hamburg als Steuerberaterin arbeitet, war ebenfalls sichtlich geschockt. "Wir wissen gar nicht, wie wir damit rechtlich umgehen sollen", sagt die 63-Jährige.

Auch Peter Eichenberger aus dem Schweizer Kanton Zug stand zunächst fassungslos vor seinem Fahrzeug. Der 64-Jährige war gerade mit seiner Frau auf dem Weg in den Urlaub, für fünf Tage hatte er ein Hotel in Hamburg gebucht. Eichenbergers Koffer hatten die Unbekannten ebenfalls durchwühlt, offenbar aber nichts Wertvolles gefunden. "Wir wissen aber auch nicht, wann wir mit dem Auto wieder weiterfahren können", sagt er.

Für die Ermittler der Bundespolizei ist die Lage derweil noch unübersichtlich. "Wann genau die Diebe zugeschlagen haben, können wir noch nicht sagen", äußerst sich die Sprecherin der Bundespolizei, Sandra Perlebach, vorsichtig. Fest steht, dass die Täter die Heckscheiben der abgestellten Fahrzeuge zerschmettert und die Kofferräume nach Wertgegenständen durchwühlt hatten. "Bei einem Cabrio haben sie sogar das Verdeck aufgeschnitten", sagt die Sprecherin. Während der Fahrt in der Nacht legt der Autozug planmäßig mehrere Stopps ein, damit die Reisenden nicht zu früh in Hamburg ankommen. Für die Diebe eine gute Gelegenheit, aufzuspringen.

Erst als der Autozug gestern Morgen in den Bahnhof Hamburg-Altona einfuhr, stellten Bahn-Mitarbeiter die Plünderung fest. Gegenstände im Wert von 53 000 Euro fehlen im Gepäck der Reisenden. "Schmuck und Bargeld im Wert von 50 000 Euro stammen aus einem Auto", berichtet Perlebach. Hinzu kommt Kaisers Laptop.

Besonders peinlich ist dieser Vorfall für die Deutsche Bahn, die unlängst angekündigt hatte, gegen derartige Vorkommnisse vorzugehen. Bereits zweimal in diesem Jahr hatten Unbekannte auf die gleiche Weise Wertsachen gestohlen. Der letzte Überfall ereignete sich erst am 12. Juni. Die Täter konnten unter anderem Bargeld, aber auch wertvolle Ringe und eine 7500 Euro teure Armbanduhr in ihren Besitz bringen.

Vonseiten der Deutschen Bahn kann Pressesprecher Egbert Meyer-Lovis zumindest etwas beruhigen. "Wir sind gesetzlich verpflichtet, die entstandenen Schäden zu erstatten", sagt er. Die Reisenden müssten lediglich zusätzlich zu den Ermittlungen der Bundespolizei dem Ladepersonal des Autozuges die gestohlenen Gegenstände melden. "Das ist auch noch innerhalb der folgenden zwei Tage nach der Plünderung möglich", verspricht Meyer-Lovis. Warum es überhaupt zu den Diebstählen kommen konnte, weiß der DB-Pressesprecher jedoch angesichts "massiv verstärkter Sicherheitsmaßnahmen" nicht. An den Orten, wo der Zug nachts zum Stehen kommt, seien mehr Sicherheitskräfte von der DB und der Bundespolizei abgestellt worden. "Man kann es trotzdem nicht immer ausschließen", sagt Meyer-Lovis. Damit dürften sich die Reisenden kaum zufrieden geben.