Joe & The Juice drängt mit neuem Konzept auf den hart umkämpften Hamburger Coffeeshopmarkt. Drei Läden wurden schon in der City eröffnet.

Die Dänen kommen. Mit Joe & The Juice will eine neue Saftbar- und Coffeeshopkette die Hamburger Innenstadt und Szeneviertel erobern. Drei Läden hat Kenn Soendergaard, 30, schon in der City eröffnet, bis Dezember soll noch einer dazukommen. Im nächsten Jahr sind weitere fünf bis zehn Geschäfte in interessanten Lauflagen geplant. Markenzeichen sind neben Kaffeespezialitäten besondere Saftmixe mit Sellerie, Paprika, Ingwer oder Spinat - und das Ambiente.

Lila Kacheln, Edelstahl, ein langer Tresen mit Steinplatte im neuen Joe & The Juice am Stephansplatz. Barocke Tischchen vor Sofas und Ohrensesseln wechseln mit Hockern vor hohen Tischen. Sanfter Pop und dezent groovende Loungemusik rieseln aus den Lautsprechern. Große Schwarzweißfotos, in die Wand eingelassen eine schwarze Tafel mit dem Angebot: Fruchtsäfte, Espresso, Latte und Co., Sandwiches mit Serrano-Schinken, Pute oder Hähnchenbrust. Das kohlenhydratarme Brot kommt von einem Partnerunternehmen aus Dänemark, der Kaffee aus einer Rösterei im südafrikanischen Kapstadt.

Soendergaard, geschäftsführender Gesellschafter für Deutschland, steht selbst hinterm Tresen. Er rollt mit dem Skateboard aus Eppendorf zur Arbeit in die frühere Post am Stephansplatz. "Man muss aufpassen, das Board ist sehr schnell. Aber praktisch, weil es mit in die U-Bahn geht." Seine Fröhlichkeit ist ansteckend.

Die Spezialität seines Ladens sind die Säfte mit sogenannten Synergieeffekten, die durch die Kombination bestimmter Früchte, Gemüse und Gewürze miteinander entstehen. Im "Energizer" zum Beispiel verstärkt Ingwer das Vitamin B6 der Grapefruit, es entsteht ein koffeinfreier Wachmacher. Soendergaard: "Zu uns kommen die Leute aber auch wegen der Atmosphäre. Weil sie gern Musik hören, weil sie gesehen werden wollen, wegen der Möbel, die sie gut finden, aber für zu Hause nicht kaufen würden."

Den Laden am Stephansplatz gibt es jetzt seit Anfang Juli, in Hamburg angefangen hat Soendergaard im Dezember an den Großen Bleichen, ein drittes Geschäft betreibt er in der Gänsemarktpassage. "1000 Euro Tagesumsatz pro Laden sind angepeilt", sagt Soendergaard, "an den Großen Bleichen sind wir schon soweit."

Warum aber noch eine neue Coffeeshopkette auf einem ohnehin schon vollen Markt? Das Hamburger Branchenbuch verzeichnet 67 Coffeeshopeinträge, große Ketten wie Balzac, Campus Suite oder Starbucks haben die besten Plätze bereits besetzt. Der Hamburger Hotel- und Gaststättenverband sieht jedoch kein Ende des Booms. "Die Gewohnheiten verschieben sich", sagt Hauptgeschäftsführer Gregor Maihöfer: "Es ist keine kurzfristige Mode." Immer mehr junge Leute und Best Ager im Alter um und über 50 wollten ihren Kaffee heute außer Haus genießen.

Zudem verfügt Soendergaard über einen langen Atem und jede Menge Unterstützung. Hinter ihm stehen nicht nur seine Frau Maria und seine beiden kleinen Söhne, sondern auch das dänische Mutterunternehmen mit etwa 250 Angestellten und zuletzt 1,3 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). 21 Läden betreibt es in Dänemark, vier Läden in London. Auch in Stockholm hat jetzt ein Joe & The Juice eröffnet, ebenso in Oslo, im September kommt dort ein weiterer hinzu. In der Hamburger GmbH sind Soendergaard, seine Frau und der dänische Mutterkonzern die Gesellschafter.

"Man muss das so groß aufziehen", sagt Soendergaard, der früher für Reedereien um die Welt reiste und zuletzt in den USA Frachtraum vercharterte. "Sonst denken die Leute, man wäre ein Eckladen. Und das sind wir nicht."