Eine Glosse von Alexander Josefowicz

Einen Beweis für die noch bestehende Freiheit des Internets hat Kim Schmitz, der Betreiber des abgeschalteten Filesharing-Portals "Megaupload", bereits erbracht. Wenn man ungestraft ein dermaßen dilettantisches Musikvideo veröffentlichen darf, verdeutlicht das, dass es bislang keine Geschmackspolizei gibt, die online patrouilliert.

Unter seinem Lieblings-Alias Kim Dotcom hat Schmitz am 20. Juli ein Liedchen mit dem prägnanten Titel "Mr. President" ins Netz gestellt. Und wer sich und seinem Musikgeschmack die ganzen vier Minuten zumutet, erfährt Erstaunliches: Schmitz vergleicht sich en passant mit Martin Luther King jr., wirft dem amerikanischen Präsidenten vor, längst von Hollywood kontrolliert zu werden und durch Untätigkeit die Innovation zu ersticken. Der Krieg um das Internet habe längst begonnen, meint Schmitz und ruft zum Widerstand auf.

Er geriert sich als Galionsfigur des freien Internets und prophezeit allen, die sich ihm anschließen, dass sie "Geschichte schreiben" werden. Nun, das ist unbestritten. Einen schlechteren Popsong mit mehr oder minder politischem Inhalt dürfte es selten gegeben haben.

Und dass sich nun ausgerechnet der beileibe nicht arme Schmitz zum digitalen Robin Hood hochstilisieren möchte, entbehrt - allen berechtigten Diskussionen um die Zukunft des Urheberrechts zum Trotz - nicht einer gewissen Ironie.