Der Streit um ein Wohnprojekt der Großstadtmission in Sasel eskaliert. Erste Kinder sollen am Montag in das Haus am Heideknick ziehen.

Sasel. Eigentlich steht alles bereit, am Montag sollen die ersten Kinder ihre Zimmer im Haus am Saseler Heideknick beziehen, in dem die Großstadt-Mission Hamburg-Altona eine Wohngruppe für Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen unterbringen will. Seit Monaten kämpft eine Bürgerinitiative gegen das Projekt. Nun hat sie Klage eingereicht.

+++ Ein Kinderprojekt spaltet Sasel +++

"Wir haben rechtliche Schritte eingeleitet, weil eine soziale Einrichtung im Wohngebiet verboten ist", sagt Peter Jacobsen von der Initiative. "Zum Wohle der Kinder wäre es besser, wenn sie nun noch nicht einziehen. Es wäre schade, wenn sie das Haus dann vielleicht wieder verlassen müssten." Die Großstadt-Mission möchte das Haus dennoch wie geplant beziehen. "Wir gehen natürlich davon aus, dass unsere Genehmigungen rechtens sind", sagt Vorstand Wilfried Hans. "Und wir haben auch Verantwortung für die Kinder, die jetzt ein Zuhause brauchen." Einziehen sollen etwa acht Kinder zwischen sechs und zwölf, die in ihren Familien nicht mehr bleiben können - sei es, dass die Eltern überfordert sind, dass es Misshandlungen oder Gewalt gab.

+++ Protest gegen Wohngruppe für Jugendliche in Sasel +++

Immer wieder betont die Mission, dass es sich nicht um kriminelle Jugendliche handle, sondern um Kinder mit biografischen Belastungen. Die Initiative warnte jedoch schon vor Monaten vor "schwer erziehbaren Problem-Jugendlichen". Ihre Befürchtung: Kriminalität und Drogen könnten mit den Kindern in die Straße einziehen, Sasel zum Problemstadtteil werden, die Grundstückspreise sinken. Zwei Eingaben brachte die Initiative in die Bürgerschaft ein. Das Wohngebiet, so eine Argumentation, sei laut Baustufenplan von 1936 besonders geschützt. Der Träger, so eine andere, finanziere sich mit dem Steuergeld teure Immobilien.

Inzwischen haben sich viele Befürworter gemeldet. In Sasel unterstützt etwa Pastor Thomas Jeutner das Projekt: "Wir müssen uns auf die Seite der Schwächsten stellen." Viele Zuschriften erreichten auch das Abendblatt. "Diese Kälte erschüttert mich zutiefst", schrieb eine Leserin. Und eine andere: "Schämen sich die Gegner nicht, wenn sie Geld für einen Prozess sammeln, anstatt diese Jugendlichen mal zu einem Grillfest in ihren Garten einzuladen?"

Ein solches veranstaltet die Großstadt-Mission heute am Heideknick 4. Ab 16 Uhr können Nachbarn sich dort die Räume anschauen und mit den Betreuern sprechen. (cab)