Eine Liebeserklärung von Thomas Andre

Hamburg. Meine Freundin wird mir demnächst ein elektronisches Lesegerät schenken, obwohl ich eigentlich keines will. Meine Freundin ist sehr ordentlich, sie mag es nicht, wenn ich meine Sachen immer überall liegen lasse. In der Küche, im Wohnzimmer, im Arbeitsraum. Auf dem Tisch, auf der Fensterbank, auf dem Boden.

Meine Sachen, das sind: Bücher.

Sehr viele Bücher, manchmal ein gutes Dutzend in der Woche. Ein Dutzend neuer Bücher. Ich radele bisweilen mit der berühmten blauen, sehr geräumigen Ikea-Tüte vom Büro nach Hause. In dieses Behältnis passen mehr als ein Dutzend Bücher. Ich trainiere meinen Bizeps, wenn ich in meinen Kiez radele. Toll!

Ich finde den Anblick eines Buches, wenn es da so formschön im Regal steht, und wenn es da nicht mehr hinpasst, so lässig auf dem Holzfußboden liegt: Ich finde diesen Anblick schön. Besonders, wenn das Buch noch in Cellophan geschlagen ist. Das nimmt seiner Existenz die Dringlichkeit, das Auffordernde. Es sagt nicht: "Lies mich!" Ich kann also auch DVD gucken, das macht mehr Spaß als lesen. So oder so: Bücher sind fast wie Freunde, oder? Schade, dass sie nicht wie ein Hund an einem hochspringen, wenn man in die eigene Butze kommt. Der Autor Ingo Schulze hat also recht, er sagt, auch mit Blick auf meine Freundin: "Zu Hause ist ja nicht nur der Ort, an den die Rechnungen geschickt werden, zu Hause ist auch der Ort, an dem die Bücher warten."