Ein Kommentar von Lutz Wöckener

So richtig die abwartende Haltung im seit Wochen dauernden Poker auf dem Transfermarkt ist, so sehr sind im konkreten Fall Entscheidungsfreude und Handlungsschnelligkeit gefragt. Schnellstmöglich sollte St. Pauli Florian Kringe ein Vertragsangebot unterbreiten. Die grundsätzliche Frage nach dem Richtig oder Falsch ist überholt. Mit seinen Testspielauftritten, Trainingsleistungen und seinem Verhalten abseits der Einheiten hat der 29-Jährige längst die Antwort gegeben.

Nach zwei schweren Verletzungen und drei Jahren ohne Spielrhythmus macht der unkomplizierte, allürenfreie Deutsche Meister einen physisch wie geistig fitten, vor allem aber erfolgshungrigen Eindruck. Er will es noch mal wissen und jene Erfolgsmomente, die er nur als fünftes Rad des schwarz-gelben Double-Boliden erlebte, wieder aktiv auf dem Feld herbeiführen. Geld spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Für den Gehaltsmillionär zählen mittlerweile andere Argumente. Insofern täten die Verantwortlichen gut daran, dem Testspieler das Gefühl großer Wertschätzung zu geben, ihn als Säule des Erfolgsmodells St. Pauli 2012 einzuplanen und so die besser dotierten Angebote der Konkurrenz zu kontern.

Die Risiken sind überschaubar. Seine Flexibilität - der beidfüßige Allrounder kann auf beiden Außenverteidigerpositionen wie auch auf den offensiven Flügeln und im Mittelfeldzentrum spielen - würde die Optionen bei der Kaderplanung sogar noch erweitern. Und mit seiner Erfahrung aus 192 Bundesligapartien wäre er auch das nötige Regulativ zu den bisherigen neun Neuzugängen von St. Pauli, die auf einen Altersschnitt von 21,44 Jahren kommen.