Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Als 1972 das Münchner Olympiastadion eröffnet wurde, konnte niemand ahnen, dass in der architektonisch preisgekrönten Anlage 40 Jahre später mal die Motoren knattern würden. 614 Meter lang war die Rennpiste, auf der am Wochenende hochgezüchtete Fahrzeuge des Deutschen Tourenwagen-Masters bei strömendem Regen im ersten und zweiten Gang herumrutschten. 45 000 Menschen wollten das Spektakel sehen, das mit einem Autorennen so viel zu tun hatte wie ein Kick im Stadtpark mit einem Bundesligaspiel. Dass sogar die ARD für das gemütliche Cruisen wertvolle Nachmittags-Sendezeit opferte, während eine Woche zuvor die Bilder vom bedeutendsten Tennisturnier der Welt nur im Bezahlfernsehen liefen, ist absurd. Wenigstens verzichtete die DTM darauf, bei dieser Show auch noch Punkte zu vergeben.

Sport soll dem geneigten Fan Spektakel bringen. Viele Zuschauer im Olympiapark kamen den Hochtechnologie-Erzeugnissen aus Stuttgart, Ingolstadt und München in der Tat so nahe wie sonst nie. Und die Werbung für den Motorsport war unbezahlbar. So weit alles gut.

Wenn das aber ernsthafter Sport sein soll, dann kann dies nur der Anfang sein. Warum nicht den überdachten Centre-Court am Rothenbaum in vier Kleinfelder teilen, damit das Programm auch bei Regen absolviert werden kann? Warum nicht die Sprintstrecken der Leichtathleten von 100 auf 20 Meter verkürzen, damit die Stadien künftig weniger Platz benötigen? Der HSV hat schon vorausgedacht. Der Bundesliga-Dino verbindet Fußball neuerdings mit Boxen und asiatischen Kampfsportarten.