Die Stadt hat in der Kita-Betreuung Erstaunliches geleistet

Wenn Kita-Betreiber und Tagesmütter schon mit Zetteln und Flyern für sich werben und freie Plätze an Laternenpfählen und auf Spielplätzen anbieten, dann ist das Angebot offensichtlich nicht allzu knapp. Manche Eltern, die vor Jahren händeringend einen Kita-Platz suchten, mögen da neidisch werden und seufzen: "Haben die das gut." Und tatsächlich: Hamburg ist eine familienfreundliche Stadt (geworden). Die Fakten sind eindeutig: Gab es vor zehn Jahren 737 Kitas, ist die Zahl heute auf 1034 angestiegen. Wer berufstätig ist, hat in Hamburg schon lange einen Anspruch auf einen Krippen- und Kita-Platz für sein Kind. Und es geht weiter in die richtige Richtung: Der Ausbau der ganztägigen Betreuung von Schulkindern ist neben dem Krippenprogramm und dem kostenlosen Kita-Besuch von 2014 an ein Beispiel dafür.

Nicht nur manche Eltern von mittlerweile großen Kindern, auch Eltern in anderen Städten schauen neidisch nach Hamburg. Zu Recht. Der Bremer "Weser Kurier" titelte unlängst: "Was Hamburg Bremen bei Kitas voraushat". Dort steht es in den Sternen, ob die Stadt den Rechtsanspruch bis 2013 erfüllen kann - Hamburg tut es schon heute. In Berlin geht die Betreuungsnot sogar so weit, dass Kita-Leiter - illegal - hohe Zusatzbeiträge und Anmeldegebühren von den Eltern fordern. Auswüchse, die an der Elbe unbekannt sind.

Es ist ein enormer Fortschritt hin zu einer modernen Gesellschaft, dass sich Eltern in Hamburg um die Betreuung ihrer Kinder keine allzu großen Sorgen mehr machen müssen. Und diese Politik ist über die Parteigrenzen hinweg unumstritten. Ob es wirtschaftliche Notwendigkeit ist, dass beide Elternteile (und Alleinerziehende sowieso) arbeiten, oder der Wunsch nach beruflicher Verwirklichung, spielt keine Rolle. Entscheidend ist, dass die Stadt die Voraussetzungen dafür schafft, dass Eltern Beruf und Familie miteinander vereinbaren können. Genauso wichtig: Der Kita-Ausbau erhöht die Chancengleichheit für sozial benachteiligte Kinder.

Ist also alles bestens in Hamburg? Nein. Noch handelt der Senat nicht konsequent. Wie verträgt sich der Ausbau der Betreuung einerseits mit den Einsparungen bei Kinderkuren und in der öffentlichen Kinder- und Jugendarbeit andererseits? Es ist falsch, das eine gegen das andere auszuspielen.

Der bislang erfolgreiche Ausbau darf nicht zum reinen Aushängeschild verkommen. Denn erfüllte Quoten sind nicht alles. Für dauerhafte Erfolge muss vor allem die Qualität in den Einrichtungen stimmen. Wo bleibt eigentlich die vor langer Zeit angekündigte Kita-Inspektion? Schon jetzt werden qualifizierte Erzieher und Erzieherinnen händeringend gesucht. Kein Vater, keine Mutter aber möchte irgend jemandem die Betreuung seiner Kinder überlassen. Herzblut und eine gute Ausbildung gehören dazu, damit die Betreuung nicht zur bloßen Aufbewahrung verkümmert.

Nun braucht es zu einer kinderfreundlichen Stadt aber durchaus mehr als staatlich organisierte Betreuung. Und ja: Es gibt sie noch, die Bürger, die die Kita nebenan ebenso verhindern wollen wie die Wohngruppe mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen. Doch das ist eine kleine Minderheit. Die meisten Hamburger freuen sich über Kinderlachen und stören sich nicht am Lärm, den sie machen.

Kinderfreundlichkeit zeigt sich auch und gerade an den Kleinigkeiten im Alltag: Der Blumenhändler, der der Tochter eine Rose schenkt; der Radfahrer an der roten Ampel, der trotz Eile mit Blick auf die Kinder stehen bleibt; die ältere Dame, die dem Jungen zuzwinkert. Und es ist eben keine Selbstverständlichkeit, dass Kinder den Zirkus in den Wallanlagen besuchen können. Kostenlos und gefördert vom Bezirksamt. All das ist gelebte Kinderfreundlichkeit - jeden Tag zu erleben in Hamburg.