Eine Glosse von Tino Lange

"Rock am Ring? Da spielt nur noch Mainstream für die Massen", las ich vor einer Weile in einem Leser-Kommentar zu einem Festival-Nachbericht. Tatsächlich ist das Spektakel am Nürburgring mit dem Nürnberger Schwesterfestival Rock im Park das Ende der Fahnenstange: Zusammen 163 000 Besucher, die größten Stars, die heftigsten Preise (170 Euro) - und Monate vorher ausverkauft.

Auch die jeweils über 75 000 Tickets für Wacken Open Air oder Hurricane-Festival gehen längst weit im Voraus weg. Freunde von mir, die seit 1998 nach Wacken pilgern, kaufen sich ihre Karten für das nächste Jahr im Prinzip noch auf dem Heimweg. Ohne zu wissen, wer dann spielen wird. Sicher ist sicher, bevor man 200 Euro und mehr bei Ebay hinblättern muss.

Der Trend zum Open Air bleibt jedenfalls stark. Warum auch nicht? 60, 80 und mehr Bands für jeden Geschmack. Dazu natürlich Zelten, Zechen, Zungenküsse oder wie die "Bild" schrieb: "Busen, Bier und Heavy Metal" (Wacken 2010), wenn nicht sogar "Busen, Bier und nackte Hintern" (Hurricane 2010).

Aber manchmal denke ich nostalgisch an Wacken 1998 zurück, an das kleine, feine Metal-Fest mit 15 000 zahlenden Besuchern. Oder an das erste Rock am Ring 1985, als dort angeblich noch kein Mainstream für die Massen spielte: U2, Joe Cocker und Chris de Burgh. Kennt die jemand?