Bramfeld. In Kinofilmen mitspielen, Gedichte schreiben, Lesungen halten, Gitarrenunterricht geben, auf der Bühne stehen, in Musikvideos mitwirken - Schauspieler und Musiker Hannes Stelzer ist gut im Geschäft. Allein im vergangenen Jahr hat er in vier Filmen mitgespielt. Und das, obwohl er die 80 längst hinter sich gelassen hat. Wenn er in wenigen Tagen zur Filmpremiere nach Berlin fährt, um mit Kollegen wie Herbert Feuerstein und Robert Stadlober zu feiern, dann werden die anderen Bewohner des Seniorenheims Bramfeld wieder mit ein bisschen Stolz sagen: "Der Hannes, das ist unser Star."

Stelzer hat das, was man ein Charaktergesicht nennt. Die Falten um seine Augen zeugen von vielen fröhlichen Stunden. Seit fast 60 Jahren arbeitet der gebürtige Görlitzer als Schauspieler. Er hat in etwa 100 Fernseh- und in 71 Kinofilmen mitgespielt. "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Küstenwache", "Doppelter Einsatz", "Tatort", "Die Friseuse". 2005 spielte er die Hauptrolle im preisgekrönten Kurzfilm "Draußen". Jetzt kommt sein neuer Film "Bis zum Horizont, dann links" in die Kinos.

Seit 2011 lebt der zweifache Groß- und "einfache" Urgroßvater im betreuten Wohnen. Seit seine Frau im vergangenen Jahr starb, folgten schwere Monate für ihn. Doch jetzt sei er immer öfter wieder da, der "alte Hannes". In der Anlage habe er schnell Anschluss und sogar "richtige Freunde" gefunden. Einer Mitbewohnerin gab er bis vor Kurzem Gitarrenunterricht, und wenn möglich, sorgt der ausgebildete Sänger mit kleinen Konzerten für gute Laune. In seiner kleinen Wohnung hat er alles, was er braucht, um kreativ arbeiten zu können. Am Computer schreibt er Gedichte und komponiert Lieder. Mal an einer seiner Gitarren, mal am Akkordeon oder auf dem Keyboard. Ein richtiges Künstlerleben - nur dass er sich nicht "Künstler" nennt. "Ich arbeite halt in einem Bereich, den man wohl Kunst nennt", sagt er.

Kinostart "Bis zum Horizont, dann links": Donnerstag, 12. Juli, in Holi, Passage und Zeise