Was die Bundesliga von der Europameisterschaft und den Spaniern lernen kann: Bewegung heißt das Zauberwort

Nach der EM ist vor der Bundesliga. Das Fußball-Leben geht schließlich trotz einer Halbfinalniederlage weiter. Aber was hat diese Europameisterschaft letztlich gebracht? HSV-Trainer Thorsten Fink sagte auf die Frage, was er von diesem Turnier übernehmen könnte: "Alles das, was positiv war."

Alles? Im Grunde genommen war das ja gar nicht so viel. Fußball ohne Stürmer wurde belohnt - mit dem Titel. Aber ansonsten: kein besonderer Fußball, keine neue Taktik, keine neuen Überflieger.

Bis auf die altbekannten Spanier. Was macht den alten und neuen Europameister eigentlich so stark? Da spielen elf Multimillionäre miteinander, die offenbar keinen Neid kennen. Und am Spielfeldrand sitzen weitere Millionäre auf der Ersatzbank, die nicht groß aufmucken. Ein Team - alle für einen. Und für den Erfolg. Das kann die Bundesliga auf jeden Fall schon mal von den Spaniern lernen.

Fußballerisch kann die perfekte Technik, wie sie uns beispielsweise Iniesta, Silva, Xavi, Fabregas und sogar Ersatzspieler wie Pedro via Bildschirm in die Wohnstube gezaubert haben, wohl kein Bundesliga-Profi mehr lernen. Entweder man hat es, oder man hat es nicht. In Deutschland haben es die meisten Profis nicht. Naturtalente wie diese hochbegabten Spanier, denen das fußballtechnische Geschick mit in die Wiege gelegt wurde, sind hierzulande eben etwas rarer gesät.

Technik ist im Fußball zwar viel, jedoch lange noch nicht alles. An einem Punkt aber kann die Bundesliga auf jeden Fall von Spanien lernen: Laufen! Schon der Ehrengrieche und verhinderte Hertha-Retter Otto Rehhagel hatte vor vielen Jahrzehnten den Begriff vom "ehrlichen Fußball" geprägt: "Schlecht spielen kann man ja mal, aber eines kann man dann immer noch: laufen und dazu beherzt kämpfen."

Genau das unterscheidet die spanische Nationalmannschaft von fast allen Profiteams der Welt. Sie spielt nicht nur fantastisch, da klebt der Ball nicht nur perfekt am Fuß eines jeden Spielers. Die Stars aus Madrid und Barcelona laufen und kämpfen auch einzigartig und vorbildlich. Jeder für jeden. Ein Spieler hilft dem anderen. Keiner ist sich für noch so einen aussichtslosen Laufweg zu schade. Nach einem vergeblichen Spurt wird nicht lange palavert, es wird weiter gelaufen - zurück. Zudem hat es jeder Spanier verinnerlicht, dass es nicht damit getan ist, den Ball nur anzunehmen und emotionslos weiterzuspielen. Bewegung heißt das Zauberwort.

Genau diese Tätigkeit ist durchaus erlernbar, sogar in jedem Alter. Einem Bundesliga-Profi, vielleicht auch speziell beim HSV, darf es deshalb nicht nur "spanisch" vorkommen, wenn es ums Laufen im Beruf geht. Fußball ist ein Laufsport, das muss einem Profi nur klar sein. Wenn Training und Spiel auf dem Programmplan stehen, muss er es abrufen können. Das klingt einfach, ist es aber offenbar nicht so ganz.

Ich wünsche mir, dass nach dieser EM ehrlicher Fußball auch in der Bundesliga wieder angesagt ist. Weil es der Champion der ganzen Fußballwelt meisterlich vorgemacht hat. Und wenn es dem Trainer zum Beispiel beim HSV gelingt, diese Art des bewegungsfreudigen Fußballs nachhaltig zu vermitteln, dann geht es garantiert nicht noch einmal gegen den Abstieg.

Laufen geht immer, egal wie weit einem der Ball auch gelegentlich vom Fuße hüpft. Man muss nur bereit sein, den inneren Schweinhund zu besiegen. So schlimm kann das doch nicht sein.

Und vielleicht hilft da noch ein Tipp: Die Spanier spielen in der Bundesliga gar nicht mit ...