Ein Kommentar von Björn Jensen

Waren das schöne Stunden in den 80er- und 90er-Jahren, als deutsche Tennisspieler reihenweise in Wimbledon triumphierten und wir live vorm Fernseher dabei sein konnten, auch wenn wir nur drei Programme empfingen! Boris Beckers erster von drei Siegen 1985 gegen Kevin Curren, Michael Stichs Coup gegen Becker 1991, Steffi Grafs Erfolg gegen Arantxa Sanchez Vicario 1996, als letztmals eine Deutsche ganz oben stand - ARD und ZDF lieferten frei Haus.

Die Zeiten, da Tennisturniere in Deutschland zum Allgemeingut zählten, das übertragen werden musste, sind längst Vergangenheit. Wenn die Kielerin Angelique Kerber heute versucht, sich in ihr erstes Grand-Slam-Endspiel durchzuschlagen, muss der Tennisfan den Bezahlsender Sky einschalten, um Livebilder zu sehen. Man mag das bedauern, man darf ARD und ZDF auch dafür kritisieren, die Sternstunden neuer Sportheldinnen - und das sind nicht nur Kerber, sondern auch andere deutsche Tennisdamen seit Monaten - zu verpassen.

Trotzdem muss man Verständnis aufbringen. Übertragungen von Teamwettkämpfen wie Davis- oder Fedcup hatten zuletzt ebenso erschütternde Quoten wie die von deutschen Turnieren - und die Quote ist auch für ARD und ZDF längst die wichtigste Währung. Durch Wetterkapriolen und die Unberechenbarkeit der Spieldauer sind Tennismatches zudem höchst kompliziert in ein Vollprogramm einzubauen. Dass sich die Öffentlich-Rechtlichen nun bemühen, ein Finale mit Kerbers Beteiligung live zu senden, ist ein Zeichen, das Fans und Spieler gleichermaßen hoffnungsfroh stimmen sollte.