200 Menschen müssen Institut für Angewandte Physik an der Jungiusstraße verlassen

Neustadt. Die Physikstudenten der Universität kamen mit dem Schrecken davon. Bei einem schiefgelaufenen Chemie-Experiment waren gestern Morgen im Keller des Instituts für Angewandte Physik an der Jungiusstraße möglicherweise gefährliche Gase ausgetreten. "Überall roch es nach faulen Eiern", sagte ein Augenzeuge dem Abendblatt. Rund 200 Menschen mussten das Gebäude umgehend verlassen.

Gasförmige Stoffe, die sich beim Erwärmen einer kristallinen Substanz namens Thioacetamid gebildet hatten, seien aus einem offenbar undichten Versuchsbehälter entwichen, teilte die Feuerwehr mit. Um welche Gase es sich dabei handelte, war anfangs noch unklar. Zunächst war die Feuerwehr davon ausgegangen, dass geringe Mengen Schwefelwasserstoff, möglicherweise auch Ammoniak, ausgetreten waren. "Allerdings in einer Konzentration, die keine gesundheitlichen Schäden hätte anrichten können", sagte Einsatzleiter Thomas Ehrig. Jedoch ergaben weder die laboreigenen Messungen noch die der Feuerwehr Hinweise auf Spuren des hochgiftigen Schwefelwasserstoffs, der aus der Reaktion von Wasser mit Thioacetamid entsteht.

Die Universität geht davon aus, dass durch das Erwärmen von Thioacetamid andere schwefelhaltige Dämpfe ausgetreten sind - "in nur geringen Mengen, die sehr geruchsintensiv, aber weder giftig noch gesundheitsschädlich sind". Über eine "Notaus-Funktion" war die Anlage sofort heruntergefahren worden, die Gase wurden über Entlüfter nach außen geblasen.

Angehörige des Fachbereichs Physik hatten den üblen Geruch gestern gegen 10 Uhr wahrgenommen und sofort die Feuerwehr alarmiert, die mit 34 Einsatzkräften ausrückte. Aus Sicherheitsgründen sperrte die Polizei die Straße ab. Mit Atemmasken drangen die Feuerwehrleute dann in den Keller vor und zogen erste Proben. "Es bestand zu keinem Zeitpunkt Gefahr für Personen", betonte Ehrig. Nachdem seine Männer durchgelüftet hatten, konnten die Studenten und Uni-Angehörigen nach rund einer Stunde wieder in das Gebäude zurückkehren.

Das Experiment war bereits am Montagabend gestartet worden, die Versuchsanlage sollte dünne Schichten für Energiematerialen produzieren, wie sie etwa für den Bau von Solarzellen eingesetzt werden. "Bei diesem Versuch war keine Aufsicht notwendig", sagte die Leiterin des Fachbereichs Physik, Professorin Daniela Pfannkuche. Die Universität werde jetzt genau prüfen, wie es zu dem Vorfall kommen konnte.