Skandal um Barclays zeigt, wie wichtig Regulierung ist

Für Menschen, die sich nicht näher mit der Bankenszene auseinandersetzen, mochte Bob Diamond wie ein Mann aus einer vergangenen Ära erscheinen: Ein knallharter Investmentbanker, der seine Mitarbeiter auf Ehrgeiz und Aggressivität trimmte und der mit einem Jahreseinkommen von zuletzt umgerechnet 21 Millionen Euro zu den bestbezahlten Managern Europas gehörte.

Genau diese Gier in seinem Team, die er jahrelang förderte, hat Diamond nun den Job als Chef der britischen Großbank Barclays gekostet: Die Bank hat zwischen 2005 und 2009 den Interbanken-Zinssatz Libor, der auch für manche Geschäfte mit Privatkunden maßgeblich ist, systematisch manipuliert, um dadurch höhere Handelsgewinne zu erzielen.

Diamond begründete seinen Rücktritt aber nicht etwa mit dem Fehlverhalten der Kollegen, sondern mit dem massiven Druck aus der Politik, der dem Ruf der Bank schaden könne. Tatsächlich ist die Haltung der britischen Politik jedoch höchst zwiespältig: Einerseits musste sich Diamond im Jahr 2010 von einem damaligen Minister anhören, er sei das "unerträgliche Gesicht der Bankenbranche". Auf der anderen Seite gehören britische Regierungen zu den notorischen Bremsern, wenn es darum geht, auf europäischer Ebene die Freiheiten der Banken bei riskanten Zockereien zu beschneiden - denn London bangt um seine führende Stellung als Finanzstandort, die man gerade auch der traditionell liberalen Position in solchen Fragen zu verdanken hat.

Ohnehin fällt die Bilanz der Bankenregulierung, gemessen an den während der Finanzkrise geweckten Erwartungen, enttäuschend aus. Es gilt jedoch, die Lehren aus der Krise endlich in feste Regeln zu gießen, schon um jenen - gerade in Deutschland zahlreich vertretenen - Bankern, die sich für solide Geschäfte im Dienste von Privatkunden und Unternehmen einsetzen, den Rücken zu stärken.

Bob Diamond aber forderte schon im vergangenen Jahr, Banken müssten wieder risikofreudiger werden. Nichts beweist die Notwendigkeit einer wirksamen Regulierung besser. Denn dass die große Zeit der Investmentbanker längst noch nicht vorbei ist, belegt auch die Berufung von Anshu Jain zum Co-Chef der Deutschen Bank.