CDU-Politiker warnt vor Missbrauch mit den verschwundenen Siegeln. Führungszeugnisse oder Reisepässe könnten gefälscht werden.

Hamburg. Seit 2008 sind in Hamburg 52 Dienstsiegel, mit denen Dokumente als offiziell ausgestellt gelten, aus Bezirksämtern, Schulen und Behörden verschwunden. Das brachte eine Senatsanfrage des CDU-Abgeordneten Roland Heintze ans Licht. Besonders groß ist der Schwund in Harburg: 20 der Siegel kamen dort im Bezirksamt abhanden, sechs weitere im Amtsgericht. Doch auch anderswo scheint man mit den wichtigen Stempeln recht sorglos umzugehen: Bei der Polizei fehlen fünf, beim Finanzamt Oberalster zwei, bei der Schulbehörde drei und der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (Basfi) zwei. Ein paar Stempel verschwanden auch aus jedem anderen Bezirksamt - nur aus Bergedorf wurde kein Verlust gemeldet.

"Mit den verschwundenen Siegeln kann eine Menge Missbrauch getrieben werden", sagt Roland Heintze. So könnten Fahrzeugpapiere, Führungszeugnisse oder Reisepässe gefälscht werden.

+++ Hanf im Wappen - was hat sich denn da die Polizei erlaubt? +++

Der CDU-Politiker fordert daher die verstärkte Einführung von elektronischen Siegeln, wie sie bereits bei der Kfz-Zulassung verwendet werden - "E-Government" nennt er das. "In einzelnen Bereichen herrschen noch immer Abläufe wie zu Zeiten unserer Großeltern vor", so Heintze. "Das Thema E-Government muss vom Senat weiter vorangetrieben werden." Eine moderne elektronische Verwaltung wirke sich positiv auf die Bearbeitungszeit und auf den Haushalt der Stadt aus.

Wie aus der Senatsantwort noch hervorging, wurden seit 2008 zudem 426 Dienstsiegel für unbrauchbar erklärt, davon 53 an der Universität Hamburg. Gründe hierfür waren Umstellungen und Umstrukturierungen.