Eine Glosse von Armgard Seegers

In der Literatur gibt es nur zwei Themen, heißt es, die Liebe und den Tod. Und im wirklichen Leben? Da arbeiten wir uns ab an Steuererklärungen, kämpfen jeden Morgen mit dem Wecker, versuchen ewig schlank zu bleiben oder lesen uns jahrelang Wissen an. Mühsam ist das alles, und wozu dient es am Ende? Schaut man sich eine der wunderbaren Tierdokumentationen an, die vielleicht kürzlich unter dem Weihnachtsbaum lagen, dann bewundert man nicht nur den Aufwand, den das Filmteam auf sich nahm. Sondern man kommt ganz schnell zu dem Schluss, dass es im Leben eigentlich nur um eines geht: sich zu vermehren. Da fressen sich Pinguine fett, Seeelefanten beißen ihre Gegner blutig oder Tiere mit mächtigem Geweih lassen die Köpfe aufeinanderkrachen. Alles, um sich fortzupflanzen und dem eigenen Genpool zum Überleben zu verhelfen.

Morgens pünktlich, schlank und belesen zur Arbeit zu gehen ist ja auch nichts anderes, als einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Verschnarchten, Dicken oder Doofen einzuheimsen. Und wer die Steuererklärung gemacht hat, lässt vielleicht auch seine Socken nicht herumliegen. Früher wurden Männer Schauspieler, Sänger oder Musiker, um möglichst viele Frauen zu beeindrucken. Künstler zu sein war so etwas Ähnliches wie ein Pfauenrad. Heute gelten Künstler als Geringverdiener und damit als unattraktiv. Schade. Oft sind sie die Lustigsten.