Markt und Tangstedter Landstraße sollen für Kunden wieder attraktiver werden. Bis Ende 2014 sind acht Millionen Euro eingeplant.

Langenhorn. Die vier Kühe am Dorfteich stehen noch ziemlich verloren da, auf nackter Erde. Der Rasen wird wohl erst im kommenden Frühjahr angelegt, die Blumenzwiebeln sind gepflanzt, aber noch im Verborgenen, und deshalb sieht der kleine Park in dieser Jahreszeit mit den Spielkühen nicht wirklich einladend aus. Aber die Neugestaltung des "Parks am Dorfteich" in Langenhorn ist der Anfang eines Versuchs, die südliche Tangstedter Landstraße und den Langenhorner Markt wieder attraktiver zu machen. Denn darüber, dass hier dringend etwas geschehen muss, sind sich alle einig. Und obwohl die Arbeiten schon begonnen haben, gibt es über das Wie noch unterschiedliche Ansichten.

Das 14,6 Hektar große Gebiet im Hamburger Norden ist Anfang 2010 in das Bund-Länder-Programm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren aufgenommen worden. Es ist damit eines von neun Gebieten in Hamburg, die eine Frischzellenkur bekommen. In Langenhorn scheint sie besonders nötig. "Ziel ist die Stärkung als attraktives Nahversorgungs- und Dienstleistungszentrum, weil das Gebiet in die Jahre gekommen ist", sagt Julia Dettmer vom neu geschaffenen Quartiersmanagement, das im Januar 2012 ein Büro am Langenhorner Marktplatz 5a bezieht. Das Quartiersbüro wird für die nächsten dreieinhalb Jahre zentrale Anlauf- und Kontaktstelle sein - für Geschäftsleute und Bürger.

Die erste Ausgabe der Quartierszeitung ist bereits erschienen, eine Homepage informiert über aktuelle Belange ( www.langenhorner-markt.hamburg.de ). Und die Langenhorner sollen sich beim Quartiersforum und bei einem runden Tisch regelmäßig informieren und einmischen können. Julia Dettmer und ihre Kollegin Claudia Penndorf werden zudem unterstützt von Oliver Ohm von der BBE Handelsberatung, der mit seiner wirtschaftlichen Expertise helfen soll, den Branchenmix wieder zu verbessern.

"Bis Ende 2014 werden hier Maßnahmen in Höhe von acht Millionen Euro umgesetzt", sagt Jasmin Castro Frenzel vom Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirksamt Nord. Ziel sei, die Abwärtsspirale zu brechen. "Dem Bezirk ist wichtig, dass der Standort auch noch in zehn Jahren attraktiv ist." Idealvorstellung: dass sich beide Gebiete eines Tages als Dachmarke verstehen.

Die Abwärtsspirale betrachtet Klaus Focke schon seit einigen Jahren mit großer Sorge. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Langenhorner Markt betreibt seit 41 Jahren sein Geschäft - früher verkaufte er hochwertige Glas- und Porzellanwaren, vor ein paar Jahren hat er sein Sortiment auf Geschenkartikel umgestellt. "Das Schlimmste ist, dass wir hier Karstadt verloren haben. Das war der Magnet Nummer eins. Davon haben wir alle gelebt." Wer ins Kaufhaus ging, bummelte danach noch durch die anderen Geschäfte. Der ehemals gut funktionierende Branchenmix sei danach weggebrochen, sagt Focke. Was fehle, seien etwa Geschäfte für Schuhmode und höherwertige Damentextilien. Stattdessen gibt es jetzt mehrere Läden mit Billigklamotten.

"Man verhungert nicht, die Haare kann man sich zigmal machen lassen, aber man hat keine Möglichkeit, Lederwaren oder bessere Kleidung zu kaufen", beklagen Bürger, die sich beim Quartiersmanagement melden und an frühere Zeiten erinnern, als es dies am Langenhorner Markt zu kaufen gab.

"Es gibt zu viele billige Läden", findet auch Bodo Henneberg. Der 60-Jährige lebt in Langenhorn und kauft regelmäßig am Langenhorner Markt ein. Seine Bücher beispielsweise, denn die Buchhandlung gibt es noch. "Der erste Einschnitt kam schon mit der Einführung des Euro", sagt eine Mitarbeiterin. Danach seien viele hochwertige Läden pleitegegangen. Bodo Henneberg vermisst noch etwas: "Optisch ist das hier alles andere als zeitgemäß, und die Bepflasterung sieht nicht einladend aus."

Der Charme ist schon lange verblichen: graue Betonplatten, ungepflegte Rabatten zum höher gelegenen Krohnstieg, der rot-orangefarbene Klotz, ehemals Karstadt, heute Kaufland, ist optisch auch keine Offenbarung. "Diese Fläche ist uns schon lange ein Dorn im Auge. Hier ist Handlungsbedarf", sagt Focke. Denn der seelenlose Platz füllt sich nur an zwei Tagen pro Woche - wenn Wochenmarkt ist.

Ein düsterer Fußgängertunnel führt auf die andere Straßenseite zum U-Bahn-Eingang und weiter zur Tangstedter Landstraße. "Hier ist eine barrierefreie Fußgängerquerung zum Marktplatz geplant. Der Fußgängertunnel soll aufgehellt werden, denn es gab den Wunsch, einen lichtdurchfluteten Tunnel zu haben", sagt Castro Frenzel. Auf der Marktseite wird ein Gebäude mit Glasfassade entstehen, das das Marktmeisterbüro und öffentliche Toiletten beherbergt. Die Marktfläche wird ebenfalls verschönert - mit neuer Pflasterung, neuer Beleuchtung und einer Baumreihe. "Die große Eiche bleibt natürlich", sagt Castro Frenzel.

Der Bahnhofsvorplatz auf der gegenüber liegenden Straßenseite erhält ebenfalls einen neuen Bodenbelag und eine neue einheitliche Beleuchtung. Der bestehende Parkplatz soll verschwinden und Platz für Außengastronomie bieten. Castro Frenzel hofft, dass dadurch die bestehende Schmuddelecke an den Fahrradständern, an der sich regelmäßig Trinker aufhalten, verschwindet. "Wir hoffen, dass der Bahnhofsvorplatz die neue Visitenkarte für Langenhorn wird."

An der Tangstedter Landstraße sollen bis zur Ecke Timmweg die bestehenden Parkplätze neu angeordnet werden - 20 der 80 Parkplätze werden allerdings verschwinden. An deren Stelle sollen Fahrradparkplätze entstehen, ein paar Sitzbänke zum Verweilen und drei neue barrierefreie Übergänge zum Flanieren auf die jeweils andere Straßenseite einladen, so die Pläne des Bezirks. Die Einbahnstraße soll zu beiden Seiten neue Leuchten bekommen. "Der Standort bekommt ein einheitliches Kleid", sagt Castro Frenzel.

In der südlichen Tangstedter Landstraße gibt es derzeit unterschiedlichste Läden - Lebensmittel, Apotheke, Drogeriemarkt, Handarbeitsladen, Pizzaservice, Nagelstudio und seit 55 Jahren das Weinhaus am Stadtrand. Die Familie von Dirk Lehmitz betreibt das Geschäft seither. Vor sechs Jahren hat Lehmitz noch einmal richtig investiert - und das Wohn- und Geschäftshaus neu errichtet.

"Unsere Kunden kommen auch von außerhalb. Wenn die Straße auf fünf Meter Breite eingeschränkt und so verkehrsberuhigt wird wie geplant, dann werden unsere Kunden Langenhorn umfahren", sagt Simone Lehmitz, die Frau des Inhabers. "Hier gibt es nichts zu flanieren." Dafür sei der Branchenmix zu langweilig. "Wir waren von Anfang an in den Arbeitsgruppen, aber wir haben das Gefühl, dass die Politik jetzt überhaupt nicht im Sinne der Langenhorner Bürger und der ansässigen Geschäftsleute handelt."

"Wir haben verschiedene Einwendungen vorgebracht", sagt auch Klaus Focke. "Wir halten es für falsch, dass die Parkplätze vor der U-Bahn wegfallen sollen. Und eine Verkehrberuhigung in der Tangstedter ist auch jetzt schon da, weil die Verkehrssituation nicht mehr hergibt als 30 Kilometer pro Stunde."

Trotz aller Bedenken sagt Focke: "Wie erhoffen uns eine Verschönerung der Flächen und dass die Leute hier gern einkaufen."