Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Kaum hat sich der Rechtsstreit zwischen dem Verband der deutschen Konzertdirektionen (VDKD) und der städtischen HamburgMusik GmbH wenn nicht in Luft aufgelöst, so doch wenigstens in die Weihnachtspause verabschiedet, gerät der Verband erneut in die Kritik. Diesmal ist es die Gema, die sich gegen die Darstellung des VDKD wendet, sie sei Schuld daran, dass die Konzertkarten bald teurer würden. Preissteigerungen in den kommenden Jahren hatte VDKD-Präsident Michael Russ vergangenen Donnerstag mit dem Satz begründet, nach einem schwierigen Rechtsstreit mit der Gema habe die Konzertwirtschaft Steigerungen von mehr als 400 Prozent verkraften müssen. Die Gema kontert nun ihrerseits mit Zahlen bis auf die zweite Kommastelle. Der Musikfan, dem man an der Konzerkasse schon jetzt teilweise unfassbar viel Geld aus dem Kreuz leiert, kann beide Rechenspiele schwerlich nachvollziehen. Er ahnt nur, dass er immer noch tiefer in die Tasche greifen soll, um seine Lieblinge leibhaftig zu erleben. Und er wird es aller Voraussicht nach auch tun, denn die leben ja von fast nichts anderem mehr. In dem Maß, in dem der Tonträger - LP, CD - schrittweise erst seine Magie und dann seine Marktmacht verloren hat, bleibt das Ereignis selbst das, wofür allein sich noch Geld auszugeben lohnt. Keine ganz schlechte Nachricht: Im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit zeigt sich das Original wieder als die wahre Ware.