Ein Kommentar von Sven Stillich

Das ist der beste Text dieser Zeitungsausgabe, ach was: der beste Text des ganzen Universums! Diese Ausstrahlung. Dieser Starappeal. Er ist jetzt schon eine Legende. Der hat die volle Packung. Die Frauen lieben ihn. Wow, wow, wow! Dieser Text ist magisch. Einfach magisch. Pure Magie! Unfassbar. Großartig. Beeindruckend. Und diese Liebe zur Sprache. Zauberhaft! Traumhaft! Der kommt so authentisch rüber; alles scheint ganz einfach, doch dahinter steckt sehr viel Training. Und dann erst seine gefühlvolle Art. Das ist pure Emotion. Die Leute lieben ihn. Er berührt ihre Seele. Dieser Text ist ein Superstar. Der Beste der Besten. Alles ist da. Perfekt!

Klingt übertrieben? Zugegeben. Erscheint aber auch ganz normal, wenn man ein wenig Fernsehen schaut. Besonders, wenn eine Castingshow wie "The Voice Of Germany" läuft - wie heute Abend wieder. Da wird jeder, aber auch wirklich jeder Auftritt hochgejubelt, so medioker er auch gewesen ist - schließlich muss das Format sich ständig selbst rechtfertigen. Das ist bei allen Castingshows so. Seit Langem. Und das hat inzwischen Auswirkungen auf die Sprache im Alltag. Alles, was gefällt, ist inzwischen "unglaublich", "Wahnsinn". Die Zwischentöne verschwinden. Wenn die Übertreibung zum Normalzustand wird, gibt es nur noch Extreme. Und mal ehrlich: Das ist das Schlimmste, das passieren kann. Der endgültige Untergang des Abendlands! Denkt doch mal einer an die Kinder!