Schon als Kind hat sich Rainer-Maria Weiss, 45, für Zeugen der Vergangenheit interessiert, vor allem für Fossilien. Jetzt untersucht der Direktor des Helms-Museums und Hamburger Landesarchäologe in Fuhlsbüttel das wohl größte eisenzeitliche Gräberfeld auf Hamburger Boden. "In meiner Kindheit wollte man Lokomotivführer oder Archäologe werden, bis man mit zwölf zur Vernunft kam. Letzteres ist bei mir nicht eingetreten", sagt Weiss.

Nach Studium und Promotion in Regensburg sowie einschlägiger Erfahrung unter anderem beim Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte kam er 2003 in die Hansestadt, deren Geschichte er bestens kennt. Auf die Frage, was ihn mit Hamburg verbinde, nennt er verschmitzt seinen Geburtsort: "In Neuburg an der Donau wurde der gefälschte Barbarossa-Freibrief, die Gründungsurkunde des Hafens, ausgefertigt."

An der Archäologie reizt ihn die Detektivarbeit und die Chance, Dinge, die lange vergessen waren, wieder ans Licht zu bringen. Doch verzichtet er bewusst darauf, die Geduld seiner Familie durch den ständigen Besuch von Ausgrabungsstätten auf die Probe zu stellen. "Ich verbringe gern viel Zeit mit meiner Frau und den beiden Kindern", sagt Weiss, der in seiner Freizeit häufig Flohmärkte durchstreift. Dort allerdings sucht er keine Fossilien, sondern Schätze anderer Art - Designobjekte aus dem 20. Jahrhundert.