Ein Kommentar von Peter Wenig

Der Abschied aus einem Amt zählt zu den schwierigsten Aufgaben. Dies gilt insbesondere für den Zeitpunkt, die Art der Bekanntgabe und die Begründung.

Theo Zwanziger, der ohne Frage als guter Präsident in die DFB-Geschichte eingehen wird, hat seinen Rücktritt gründlich verpatzt. Schon der Zeitpunkt der Bekanntgabe - ausgerechnet am Tag der Auslosung der EM 2012 - war mehr als unglücklich. Die Begründung, er sehe keine "besonderen Herausforderungen mehr", wirkte grotesk angesichts der Schiedsrichter-Affären sowie der zunehmenden Gewalt auf den Fußballplätzen. Dann schaltete er sich vergebens in die Nachfolgedebatte ein, als er den ehemaligen Präsidenten des VfB Stuttgart, Erwin Staudt, zu seinem Wunschkandidaten erklärte.

Den größten Fehler machte Zwanziger mit seiner Erklärung, er wollte noch ein knappes Jahr im Amt bleiben - ganz offensichtlich getrieben von dem Wunsch, noch einmal die deutsche Delegation bei der EM als Chef anzuführen. Nun wird diese Mission auf jeden Fall ohne einen DFB-Chef namens Theo Zwanziger stattfinden. Es bleibt unbegreiflich, wie der ansonsten gewiefte Taktiker die Lage so falsch einschätzen konnte. Schließlich ist die Zahl seiner Gegner beim DFB und der Bundesliga inzwischen viel zu groß, um in einem Machtvakuum so lange zu überleben. Seine Abschieds-Larmoyanz - "es gibt ein paar Journalisten, die mein Gesicht nicht mehr sehen können" - macht alles nur noch schlimmer. Schade um einen verdienten Präsidenten.