45 Zeilen Mitleid von Peter Wenig

Morgen wird Edgar Prib, Fußballer in Diensten der Spielvereinigung Greuther Fürth, seinen 22. Geburtstag feiern. Zu hoffen ist, dass dem Profi eine Collage der Sportschlagzeilen dieser Tage als Geschenk erspart bleibt. An Hohn und Spott hat der junge Mann aus dem Frankenland wahrlich keinen Bedarf mehr.

Mit einem Schuss gegen den Pfosten beamte sich Prib, bis dahin allenfalls Insidern vertraut, in jeden Jahresrückblick. Die Szene aus der 18. Minute des Spiels der Fürther in Frankfurt - zu sehen auch auf Abendblatt.de - geht so: Prib hebt den Ball gekonnt über Frankfurts Torwart Oka Nikolov, läuft dann allein auf das leere Tor zu. Sein Trainer Mike Büskens reißt die Arme hoch - und bricht dann fast zusammen, als der Ball aus sechs Metern gegen den Pfosten trudelt.

Nach dem Abpfiff wurde Prib gefragt, ob ihm der Name Frank Mill etwas sage. Denn der ehemalige Dortmunder hatte vor 25 Jahren in München das gleiche Kunststück vollbracht. "Ich hatte dann ein schlimmes halbes Jahr", sagt Mill heute.

Dabei waren Videoplattformen damals in etwa so weit weg wie der Fürther Traditionsklub jetzt von der vierten deutschen Meisterschaft. Wer über Mills Missgeschick noch mal lachte wollte, musste sich bis zum nächsten Rückblick gedulden. Pribs Nichttreffer liegt dagegen nur einen Mausklick entfernt. Deshalb klingt sein Spruch - "wenn ich das nächste Tor mache, ist alles vergessen" - ebenso kämpferisch wie illusorisch. Bis auf Weiteres bleibt Prib der Tor des Jahres. Abschließend noch eine Bitte an alle Partygäste: Bitte keinen Pfosten schenken. Das ist nicht witzig.