Jenfelder Areal mit Kolonialfiguren ist seit 2003 umstritten. Figurengruppe zeigt Kolonialoffiziere aus dem früheren Deutsch-Ostafrika.

Hamburg. Der Tansania-Park auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne trägt einen exotischen Namen. Und auch sonst nimmt das 3000 Quadratmeter große Areal in Jenfeld einen ungewöhnlichen Status unter den Hamburger Grünflächen ein: Acht Jahre nach seiner offiziellen Eröffnung - nach der er gleich wieder geschlossen wurde - geht die Diskussion um den Park mit seinen umstrittenen Steinskulpturen, die an die Kolonialzeit des heutigen Tansania erinnern, weiter. Die Figurengruppe stammt aus der NS-Zeit und zeigt Kolonialoffiziere aus dem früheren Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, mit einheimischen Trägern, den Askari. "Die Askari sind schlecht abgebildet und erklärt. Die deutschen Kriegsherren werden verherrlicht", kritisiert die Berliner Künstlerin Jokinen. Sie hatte jetzt zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Tansanias zur Performance "Kasernen-Echos: Widerstand und Widerhall" mit Rezitationen und Papieraktionskunst vor den Park geladen und damit die seit 2002 schwelende Diskussion neu belebt.

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Damals ließ der Kulturkreis Jenfeld das Denkmal restaurieren. Schon vor der Eröffnung erntete der Verein Kritik. "Wir wurden als Nazis beschimpft, und die Ehrenmale wurden teilweise mit Hakenkreuzen beschmiert", sagt Hartmut Hühne, Erster Vorsitzender des Kulturkreises. Die Eröffnungsfeier geriet zum Skandal. Erst hatte der tansanische Staatspräsident zugesagt, dann wieder abgesagt. Der Park wurde ohne Ehrengast eröffnet und gleich wieder dichtgemacht. Wer Zutritt haben wollte, habe einen Schlüssel bekommen können. "Der Park wurde politisch aufgegeben, und vielleicht hat der Kulturkreis zuvor auch ein wenig ungeschickt agiert", sagt Reinhard Behrens. Der Ex-Bildungsstaatsrat ist Vorsitzender eines Beirats, den das Bezirksamt Wandsbek 2006 ins Leben rief. Dazu gehören auch ein Historiker, Vertreter des Eine-Welt-Netzwerkes, der Direktor des Völkerkundemuseums und Mitglieder der Bezirksversammlung.

Behrens räumt ein, dass die Figuren einst für Aufrüstung und Kolonialanspruch standen. "Doch meiner Meinung nach ist es falsch, sie einfach wegzuschließen." Der Beirat habe ein Konzept erstellt. Geschehen ist nichts. "Die GAL hat die Sache blockiert. Die wissen einfach nicht, was sie wollen", sagt Behrens. Olaf Duge, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion, widerspricht: "Der Beirat hat keine Legitimation."

So streitet man sich, während der Park verwittert. Dem Kulturkreis fehlen Werkzeuge wie Heckenschere und Rasenmäher. Die Kosten für die Laubentsorgung werden laut Hühne kaum gedeckt. Die Mitglieder sind alle älter als 70 Jahre. Deshalb wollten sie das Nutzungsrecht zum 30. November abgeben. Auf Bitten des Bezirksamts machen Senioren weiter - noch zwei Jahre.