Eine Glosse von Tino Lange

"Verträgen halte Treu'! Was du bist, bist du nur durch Verträge", wusste Richard Wagner vorausschauend, denn rund um seine Werke und Wirkung ist weiterhin viel Musik drin.

So stritten sich im Juli die Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth und die Stadt Leipzig vor Gericht um ein Tafelklavier des Meisters (ein Geschenk von König Ludwig II. von Bayern), auf dem Teile von "Siegfried", "Götterdämmerung", "Parsifal" und "Meistersinger" komponiert wurden. Winifred Wagner schickte es im 2. Weltkrieg zur Reparatur nach Leipzig, wo es erst 1998 im Musikinstrumentenmuseum entdeckt wurde. Anschließend wanderte es als Leihgabe für zehn Jahre in das Haus Wahnfried in Bayreuth und sorgte nach Auslaufen des Vertrags 1999 für Gezänk. Im Juli wurde die Bayreuther Weigerung der Rückgabe vom Landgericht Leipzig kassiert, die Berufung läuft.

Nun der nächste Akt: Wagner-Urenkelin Iris Wagner verklagt beide Streitparteien und will das Klavier zurück in Familienbesitz bekommen ... um es dann der Wagner-Stiftung zu schenken. Große Oper! Wer kommt als Nächstes? Die "Welt" rechnet süffisant mit dem Haus Wittelsbach, weil Wagner sich dem Gönner Ludwig II. verschrieb. Aber auch so ist es ein Drama ganz im Sinne des Meisters: "Deutsch zu sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu übertreiben."