Nordmanntanne schlagen oder geschmückt im Internet bestellen? Die Suche nach dem perfekten Baum geht wieder los. Hier finden Sie alle Tipps.

Hamburg. "Er muss schön groß sein und sollte keine Lücken haben", sagt Emil, 12. "Und er darf keine zwei Spitzen haben", fügt sein Bruder Johann, 9, hinzu. "Das sieht komisch aus." Ein Expertengespräch. Die beiden wissen genau, wie ihr perfekter Weihnachtsbaum aussehen soll - und natürlich wird er selbst geschlagen. Der Gang in die Schonung ist eine Familientradition. Mittlerweile sind die beiden Jungs schon solche Profis, dass sie ohne ihren Papa losziehen, um den wichtigsten aller Bäume zu besorgen. Gemeinsam mit ihrer Mama Agnes und ihrem siebenjährigen Bruder Augustin sind sie, mit Sägen bewaffnet, zum Gut Schönau in Reinbek/Ohe gekommen.

Nach wenigen Minuten ist ein Exemplar gefunden. Die Brüder legen los. Das ist nicht immer so. "Letztes Jahr haben wir drei Stunden nach dem richtigen Baum gesucht", sagt Johann. "Und am Ende haben wir einen der Ersten genommen, die uns gefallen haben." So ist es eben, wenn alle mitreden wollen. "Die Baumwahl kann schon mal in einem mittleren Ehestreit enden", sagt Mama Agnes, 47, die den Nachnamen der Familie zum Schutz der Kinder lieber für sich behalten will. Aber heute läuft alles nach Plan. Nach wenigen Minuten ist der Stamm durch, und die vier tragen stolz ihre Beute nach Hause. "Wir sägen unseren Weihnachtsbaum jedes Jahr selbst", sagt die Mutter. "Das bringt einfach eine Menge Spaß und ist ein tolles Familienerlebnis, das zusammenschweißt."

Das sehen auch andere so. "Gut Zweidrittel unserer Privatkunden bevorzugen Selbersägen gegenüber dem Kauf einer bereits geschlagenen Tanne", sagt Jörg Brinckmann, Verwalter des Guts Schönau. "Aber das ist auch vom Wetter abhängig. Bei Regen gehen die geschnittenen Bäume besser." Aber auf Schnee zu warten, ist auch keine Lösung. Denn dann steht man am 24. Dezember vielleicht ohne Traumtanne da. "Ich würde in diesem Jahr empfehlen, den Weihnachtsbaum spätestens am 4. Advent zu kaufen", sagt Bernd Oelkers, 49, Vorsitzender des Verbands der Weihnachtsbaum- und Schnittgrün-Erzeuger in Niedersachsen, Hamburg und Bremen. "Denn die Menge der verfügbaren Bäume - besonders ab einer Größe von 1,70 Metern - ist nicht so groß."

Das hat mehrere Gründe. Durch den Trendwechsel von Blaufichten auf Nordmanntannen vor etwa zehn Jahren hat sich auch die Produktionsdauer verändert. Denn eine Nordmanntanne braucht etwa zwei Jahre länger, bis sie zwei Meter groß ist, als eine Blaufichte und belegt damit den Boden für neue Bäume länger. Außerdem haben sich vor einigen Jahren viele Erzeuger aus dem Weihnachtsbaumgeschäft zurückgezogen, da es nicht lukrativ genug war. Und jetzt, da das Geschäft wieder besser läuft und die Preise gestiegen sind, fehlen die Bäume, die damals nicht mehr gepflanzt wurden.

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Noch eine weitere Entwicklung zeichnet sich seit ein paar Jahren ab. "Die Leute kaufen lieber kleinere Bäume, dafür aber eine bessere Qualität", sagt Oelkers. Drei Kategorien gibt es: Premium (auch 1. Wahl, A-Qualität), B-Qualität und Aktionsware. Denn so subjektiv es auch sein mag, was schön ist, gibt es doch einige feste Kriterien wie ebenmäßiger Wuchs, ein gerader Stamm und das Höhen-Breiten-Verhältnis, nach denen die Bäume klassifiziert werden. Je besser, umso teurer. Und was gar nicht geht, wird Schnittgrün. Wer seinen Premium-Baum direkt beim Erzeuger kaufen will, findet dafür eine Liste unter www.der-norddeutsche.de auf der Internetseite des Verbands.

Und wem das alles zu viel ist, der bestellt seinen Weihnachtsbaum einfach im Internet. Nach Wunsch auch mit Schmuck und anschließender Entsorgung. Zum Beispiel bei www.tannenbaum-hamburg.de, die diesen Service seit vergangenem Jahr anbieten. "Das hat richtig eingeschlagen", sagt Inhaber Gianni Kunstmann, 23. Sein Familienunternehmen verkaufte die Bäume früher klassisch an Verkaufsständen. Und mit dem Nachwuchs kam der Onlinehandel dazu.

70 Euro kostet eine zwei Meter große Nordmanntanne mit Lieferung frei Haus. Mit Schmuck und Entsorgung sind es 100 Euro mehr. Die meisten Kunden sind Firmen, sehr Wohlhabende oder Menschen, die körperlich eingeschränkt sind. "Einmal hat ein Mann aus Singapur angerufen und einen Baum für seine Schwiegermutter in Harburg bestellt", sagt Kunstmann. "Das war schon sehr rührend."