Wie bei allen bisherigen europäischen Banken-Stresstests hat sich die EU-Branchenaufsicht praktisch bis zum letzten Moment mit den nationalen Behörden darüber gestritten, wie scharf die Anforderungen denn sein sollen. Und auch diesmal darf man bezweifeln, dass der eigentliche Zweck der Tests - die Märkte zu beruhigen - erfüllt wird. Dafür war die Treffsicherheit bisher zu gering: Bei der ersten Runde im vorigen Jahr bestanden die irischen Banken durchweg den Test, mussten aber wenige Monate später mit Milliardenhilfen vom Staat gerettet werden. Im Sommer 2011 schnitt die belgisch-französische Dexia glänzend ab; nur Wochen danach wurde sie angesichts massiver finanzieller Probleme zerschlagen.

Dafür ist beim aktuellen Durchgang die DZ-Bank durchgefallen. Das erscheint paradox, denn gerade erst am Dienstag hat die Agentur Standard & Poor's ihr Rating des Spitzeninstituts der Volksbanken heraufgesetzt - gegen die Branchentendenz.

Allerdings kann man die Stresstests leider nicht einfach mit einem Kopfschütteln abtun. Denn die erhöhten Eigenkapitalanforderungen bergen eine echte Gefahr für die Realwirtschaft. So manche Bank wird ihr Geschäft zurückfahren, wenn sie keinen anderen Weg sieht, die Quote zu erfüllen. Daher ist es nicht abwegig, dass es doch noch zu der befürchteten Kreditklemme kommt. Vor diesem Hintergrund tragen die Teilnehmer des kommenden EU-Gipfels eine besondere Verantwortung: Sie müssen endlich glaubhaft etwas gegen die Euro-Krise tun - und damit den echten Stress für die Banken reduzieren.