St. Georg. Er schimpft. Er spottet. Er stört. Wenn Dusan M. sich zu Wort meldet, wird es häufig laut. Empörung im Blick, abfällige Gesten, so macht der 50-Jährige seinem Ärger Luft. Alles Blödsinn, alles falsch, Geschichten "wie bei Grimms Märchen" - mit diesem abwertenden Dreiklang begegnet der gelernte Kaufmann im Prozess vor dem Amtsgericht dem Vorwurf, er habe sich als Polizist ausgegeben und zwei Bulgaren über den Tisch gezogen.

Dusan M. ist beileibe kein Mann, den man übersehen könnte. Nicht nur wegen seines ungestümen Benehmens und seiner sehr üppigen Statur. Auch das Outfit mit grellbunter Krawatte, schwerer goldener Uhr und blitzenden Knöpfen an seinem Sakko signalisieren, dass hier auf der Anklagebank keiner sitzt, der sich verstecken möchte. Seine Affinität zu großen Auftritten soll Dusan M. auch Ende Januar ausgelebt haben, als er laut Staatsanwaltschaft an der Spaldingstraße zwei Bulgaren in deren Wagen anhielt, mit Handschellen winkte und behauptete, er sei Polizist. Dann habe er, so die Anklage weiter, von den Männern 300 Euro wegen einer angeblichen Ordnungswidrigkeit verlangt, sie durchsucht und schließlich 70 Euro einkassiert.

Die beiden Zeugen bestätigen die Anklage. "Er stellte sich vor als Polizist", sagt einer, der regelmäßig in Hamburg ist, um Autos zu kaufen und nach Bulgarien zu bringen. Schließlich habe der angebliche Ordnungshüter behauptet, sie hätten eine durchgezogene Linie überfahren und müssten dafür Strafe zahlen. 300 Euro habe er ihnen abgenommen und dann 230 zurückgegeben - mit der Bemerkung, er habe "auch Kinder".

Als er sie durchsucht habe, seien sie stutzig geworden, schildert der zweite Zeuge, auch dass der Mann allein war und ihnen keine Quittung über ihr Geld geben wollte, habe ihre Zweifel genährt. Als der angebliche Zivilbeamte dann zügig wegfuhr, notierten sie das Kennzeichen seines Wagens und meldeten das Geschehen der Polizei. Über das Kennzeichen wurde Dusan M. als Halter des Wagens ermittelt und unabhängig davon auch von den beiden Bulgaren bei einer sogenannten Wahllichtbildvorlage erkannt.

"Ich habe die Nase langsam voll. Die Brüder Grimm sind hier!" Jetzt wertet der Hartz-IV-Empfänger die Schilderungen der Männer als Racheakt. Er habe die Bulgaren wenige Tage vor deren Anzeige beobachtet, wie sie auf der Reeperbahn einen Mann zusammengeschlagen hätten. Außerdem hätten sie einen Lieferwagen mit Hehlerware bei sich gehabt. "Ich bin dazwischen gegangen und habe gerufen, ich hole die Polizei", dröhnt Dusan M. Daraufhin müssten sie wohl beschlossen haben, ihn mit einer erfundenen Story zu diffamieren.

"Den einen, den dünnen, den habe ich hier als Zeugen wiedererkannt." Seine angebliche Schauspielnummer, dazu mit dem eigenen Wagen und dann die Rückgabe eines Teil des Geldes, schnaubt der unter anderem wegen Beleidigung vorbestrafte 50-Jährige - "wie glaubwürdig ist das denn?"

Doch der Staatsanwalt hält die Zeugen für glaubwürdig und fordert eine Bewährungsstrafe von neun Monaten. Auf sechs Monate erkennt schließlich die Amtsrichterin. Sie wertet die Einlassung von Dusan M. als "Schutzbehauptung".

Der will das alles nicht mehr hören. "Das brauchen Sie gar nicht weiter auszuführen", unterbricht er die Richterin. Das Urteil werde er anfechten, kündigt der Angeklagte an. "Notfalls gehe ich bis Amnesty International."