Der renommierte Verein für Hamburgische Geschichte lehnt den neuen Namen kategorisch ab, spricht von einer kapriziösen Namensgebung.

Hamburg. Der Streit über die Umbenennung der Dammtorstraße (Neustadt) in "Opernboulevard am Dammtor" geht in eine neue Runde. Der renommierte Verein für Hamburgische Geschichte lehnt den neuen Namen kategorisch ab. "Der Vorstand des Vereins ... kritisiert den Plan einer solchen ebenso ahistorischen wie kapriziösen Namensgebung", heißt es in gleichlautenden Briefen an Bürgermeister Olaf Scholz, Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (beide SPD) und Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos).

Wie berichtet, hatte sich der Business Improvement District (BID) im Zuge der Neugestaltung der Dammtorstraße einvernehmlich für die Umbenennung ausgesprochen. In dem Gremium sitzen neben Geschäftsleuten auch Detlev Meierjohann, geschäftsführender Direktor der Staatsoper, die Kultursenatorin und Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber.

Der City-Ausschuss des Bezirks hatte sich dem Vorschlag angeschlossen. Nach einer Prüfung durch das Staatsarchiv ist die Kulturbehörde am Zug, die den Vorschlag der Senatskommission für die Benennung von Verkehrsflächen vorlegt. Bei Straßen von gesamtstädtischer Bedeutung entscheidet letztlich der Senat.

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Nach dem Abendblatt-Bericht über den geplanten neuen Straßennamen hatte es Kritik an dem Vorstoß unter anderem von Lesern gegeben. Der Verein für Hamburgische Geschichte erkennt jetzt zwar an, dass der für Hamburg historisch bedeutsame Name "Dammtor" nicht getilgt werden solle. Aber es sei eine "umständliche Bezeichnung" herausgekommen, "die einerseits die neue Pracht eines Boulevards mit Oper hervorheben, andererseits die historischen Bezüge nicht ganz verleugnen soll". Der Vorschlag sei "ein schlechter Kompromiss, denn das bloße Anhängsel Dammtor würde in der Praxis rasch wegfallen".

Die Bezeichnung Boulevard sei historisch nicht begründbar, weil damit eigentlich eine auf geschleiften Bollwerken neu angelegte Straße gemeint sei. Auch andere Metropolen wie Berlin oder London kämen ohne Boulevards aus. "Die Umbenennung zöge mithin keinen Imagegewinn nach sich, sondern gäbe im Gegenteil die Stadt Hamburg, als deren Markenkern ansonsten auch ein gewisses Understatement gilt, der Lächerlichkeit preis", schreibt der Vereinsvorstand.

Fachleute wie der Kunsthistoriker und frühere Mitarbeiter des Denkmalschutzamts, Hermann Hipp, kritisieren die Namensgebung heftig. Der Architekturkritiker Gert Kähler berichtet, dass die Bezeichnung von "allen Teilnehmern" des ersten Bürgerdialogs zur Innenstadtgestaltung "in Grund und Boden gestampft" worden sei. Kähler: "Es ging um das Thema Identität. Die Dammtorstraße ist Hamburg - der Opernboulevard kann überall sein."

Bezirksamtschef Schreiber bleibt bei seiner Meinung. "Ich halte den Namen für einen guten Kompromiss, weil er die Oper in den Mittelpunkt stellt und an den ursprünglichen Namen erinnert", sagte Schreiber.