Hamburg/Hasloh. Für die junge Frau muss es ein nicht enden wollender Albtraum gewesen sein: Sechs lange Stunden befand sich Julia H., 32, in der Gewalt eines Mannes, der sie in den Kofferraum seines Taxis gesperrt hatte. Vom 18. Januar an muss sich ihr Peiniger vor dem Landgericht verantworten.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war Julia H. am 4. September gegen 6 Uhr morgens am Hamburger Berg in das Taxi von Ralf B. gestiegen. Sie wollte nach Eimsbüttel, doch nach 15 Minuten Fahrzeit erklärte ihr der 57-Jährige, er werde einen Umweg fahren. Als Julia H. protestierte, hielt er an, schlug ihr mit der Faust ins Gesicht und stieß sie in den Kofferraum. Kreuz und quer fuhr der 57-Jährige aus Hasloh durch die Stadt und schürte die Todesängste seines Opfers noch, als er anhielt und an dem Wagen rüttelte - um Wellenbewegungen zu simulieren. Sie seien an einem See angekommen, er werde sie töten, hatte ihr der Mann nach Angaben der Staatsanwaltschaft zuvor erklärt. In Hasloh angekommen, ließ er sein Opfer im Kofferraum zurück. Erst gegen Mittag hörten Anwohner Julia H.s Hilfeschreie und befreiten sie. Völlig verstört und mit Prellungen kam die 32-Jährige ins Krankenhaus.

Warum der alkoholkranke Mann die Frau entführte, ist unklar. Gegenüber der Polizei hatte Ralf B. ausgesagt, die Geschädigte sei "frech" geworden und habe nicht bezahlt. "Diese Einlassung halten wir für eine Schutzbehauptung", sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers dem Abendblatt. Die Staatsanwaltschaft hat Ralf B. wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung, Aussetzung und Bedrohung angeklagt. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.