Der Jubilar ist der letzte noch lebende Redakteur aus dem Gründungsteam des Abendblatts. Seiner Schreibmaschine ist er treu geblieben.

Hamburg. Nicht jeder bringt es auf 19.300 Einträge bei Google. Carl Friedrich Mossdorf schon. Dabei hat der smarte alte Herr nicht einmal einen Computer, hat er doch während all der Berufsjahre als Journalist immer auf seiner Schreibmaschine geschrieben. Am 7. Dezember feiert Mossdorf seinen 90. Geburtstag. Der Jubilar ist der letzte noch lebende Redakteur aus dem Gründungsteam des Hamburger Abendblatts. Er war lange Jahre Chef des Sportressorts und hat als ausgewiesener Pferde- und Reitsportexperte zahlreiche Fachartikel und Bücher geschrieben. Und darauf bezieht sich auch der größte Teil der Einträge der Internet-Suchmaschine.

Wenn Mossdorf heute etwas zu schreiben hat, benutzt er immer noch seine mechanische Schreibmaschine, einen Computer besitzt er - wie beschrieben - bis heute nicht. "Meine erste Schreibmaschine, eine Erika, habe ich noch in Berlin gegen eine elektrische Eisenbahn eingetauscht", sagt Mossdorf, der seinen weißen Schnurrbart akkurat gestutzt trägt und schick gekleidet mit Sakko und Krawatte empfängt. Seit dem Tod seiner Frau Liselotte lebt der gebürtige Berliner allein in der Wohnung in Lokstedt.

Bescheiden hat Mossdorf, der aus einer großbürgerlichen Familie stammte, damals angefangen, als er 1947 nach Hamburg kam, doch er fasste schnell Fuß. "Ein Regimentskamerad von mir wohnte in der Isestraße", erzählt der pensionierte Journalist. Dessen Familie hätte gern gesehen, wenn er sich auch mit der Tochter näher angefreundet hätte, "aber mir gefiel deren Freundin besser", sagt Mossdorf lächelnd. 1948 heiratete er seine Liselotte.

Nach einem kurzen Intermezzo als Bauarbeiter war er in die Fußstapfen seines Vaters Otto, der außenpolitischer Journalist war, getreten. Mit viel Hartnäckigkeit und einer Portion Glück konnte Carl Friedrich Mossdorf ein Volontariat bei der Tageszeitung "Die Welt" ergattern. "1948 hörte ich dann davon, dass ein Jungverleger eine Zeitung gründen wollte und dass er sehr gestandene Journalisten verpflichtet hätte", erinnert er sich. Axel Springer engagierte den jungen Wahlhamburger. Am 15. September 1948 fing Mossdorf beim Abendblatt, dessen Redaktionsräume damals noch an der Alster waren, an - als Sportredakteur. "Wenn Axel Springer zu den Redaktionskonferenzen kam, war er wahnsinnig kollegial", erinnert er sich. "Er war sehr aufgeschlossen, und wir hatten ein sehr gutes Verhältnis." Viel geraucht und getrunken wurde damals in der Redaktion.

1961 wurde Mossdorf Sportchef und schrieb zudem unendlich viele Hamburg-Geschichten, ehe er 1983 in Pension ging. Das Abendblatt habe sich sehr verändert seit damals, findet das "Urgestein dieser Zeitung". "Es sind oft hervorragende Beiträge, aber sie sind sehr lang." Er liest das Abendblatt meist am Nachmittag oder am Abend.

Seinen Geburtstag feiert der Vater zweier Töchter und eines Sohnes, der achtfache Großvater und zweifache Urgroßvater im Ruder-Club Favorite Hammonia mit 45 geladenen Gästen. Er freue sich, nur dass seine geliebte Frau Liselotte nicht mehr mitfeiern kann, schmerzt: "Ich vermisse sie sehr", sagt Carl Friedrich Mossdorf, sie habe das Leben so wunderbar gemacht.